Gelesen: „Klosterschatz“ von Tanja Rast

Klosterschatz von Tanja Rast ist ein Gay-Fantasy-Roman um Loyalität, Heldenmut, Unabhängigkeit und Hexerei. (Aufgabe: Welches Wort passt nicht in die Reihe? ;p)

Klappentext

Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.

Schwer verwundet wird der Rebell Torik zusammen mit einer Handvoll Nonnen von den machthungrigen Eroberern gefasst, um in der Hauptstadt als abschreckendes Beispiel hingerichtet zu werden.
Doch während einer Rast in einer Klosterruine erscheint Torik die atemberaubende Fiebervision eines hochgewachsenen, muskulösen jungen Mannes. Verblüffend nur, dass dieses Traumgebilde die Gegner mittels einer Schaufel niedermacht und sich während Toriks Genesung als ein rücksichtsvoller vormaliger Mönch namens Livan entpuppt. Zusammen mit den Nonnen schmieden die beiden ungleichen Männer einen Plan, das Reich von dem Joch der Eroberer zu befreien. Bis Livans dunkle Vergangenheit sie einholt …

Zum Buch & zum Klosterschatz

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Torik und Livan erzählt.

Das Herzogsreich aus Klosterschatz ist kriegsgebeutelt, hat die Kämpfe gegen die Eroberer verloren, die Herzogin ist von den Eindringlingen als Geisel verschleppt worden.

Livan streift herrenlos durch das Land, seit er unehrenhaft aus seinem Heimatkloster geworfen wurde, in dem er als Waisenkind aufgewachsen ist. Er schlägt sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsarbeiten auf Bauernhöfen durch, bis er auf ein verfallenes Kloster stößt. Zu seiner Überrschung ist die Krypta noch nicht geplündert worden. Das erledigt dann gleich er, denn die Toten brauchen keinen Schmuck. (Und er hat seinen Klosterschatz, hihi.) Livan sieht bereits ein Leben vor sich, in dem er nicht mehr von der Hand in den Mund leben muss und die flohverseuchten Strohsäcke gegen saubere Betten eintauschen kann. Sein Plan sieht außerdem vor, sich mit den Eroberern gutzustellen, denn die sind gekommen, um zu bleiben.

Torik ist ein Rebellenhauptmann, der beim Versuch, seine Herzogin zu befreien, in die Hände des Feindes gefallen und schwer verwundet worden ist. Die Soldaten schleppen ihn quer durch das Reich in Richtung Hauptstadt, um ihn dort in einer mehrstündigen Zeremonie grauenhaft hinzurichten. Seine einzige Hoffnung ist, dass er vorher an Wundbrand stirbt. Doch dann werden ein paar Nonnen aufgegriffen, die rebellische Reden gehalten haben sollen. Obwohl er nicht einmal mehr sitzen kann, ist es einfach rührend zu sehen, wie Torik versucht, sich für sie zusammenzureißen. Aber die Nonnen sind ein Glücksfall, denn die alte Mutter Venia versteht sich auf Kräuterheilkunde. Als der Trupp Rast in einer verfallenen Klosteruine macht, kümmert sie sich um Torik.

Natürlich ist das dieselbe Ruine, die Livan gerade plündert. Livan gelingt es, durch das Moment der Überraschung, Taktik und Körperkraft die Soldaten auszuschalten und Torik und die Nonnen zu befreien. Zwischen Livan und Torik ist es Liebe auf den ersten Blick. Von Fieber geschüttelt macht Torik Livan sogleich ein mehr als eindeutiges Angebot, denn er hält ihn für eine von der Göttin geschickte Sagengestalt: die Kriegsschaufel – äh, pardon – den Kriegshammer der Anide. Livan ist sehr davon angetan, denn er findet den kleinen Rebellen zum Anbeißen. Aber Fieber, Wunden und Ehrgefühl halten ihn davon ab, auf dieses Angebot einzugehen.

Die Gruppe lässt die bewusstlosen Soldaten hinter sich und macht sich auf die Flucht. Livans Ziel: die Nonnen  in ein sicheres Kloster zu bringen und dann zu erkunden, wie ernst Torik sein Angebot gemeint hat. Toriks Ziel: wieder einsatzfähig werden, die Nonnen in ein sicheres Kloster bringen und Livan in sein Bett. Das Ziel der Nonnen: … das werde ich jetzt nicht spoilen.

Die Nonnen sind klasse, allesamt. Mutter Venia hat drei Jungnonnen unter ihre Fittiche genonnen und ist General und Feldwebel der kleinen Gruppe. Die jungen Frauen sind nur auf den ersten Blick naiv und hilflos.

Als LeserIn begleitet man die Gruppe auf ihrer Flucht sowie Torik und Livan, wie sie einander näherkommen und unvermeidlich mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Zielen im Leben auch miteinander kollidieren.

Was mich ein wenig gestört hat, war der Fakt, dass die beiden Männer nicht (wie im Klappentext ausgeführt) planen, ihr Reich vom Joch der Eroberer zu befreien. Das Moment, das dies im Endeffekt ermöglicht, ist Zufall und kommt ein wenig als „Oh hoppla“ daher. Mir hätte es besser gefallen, wenn ihnen dieses Moment nicht nebenbei im Rahmen einer anderen Aktion, die nichts damit zu tun hatte, in den Schoß gefallen wäre, sondern wenn sie dafür hätten arbeiten müssen. Planen. Aber dann wäre das Buch vermutlich deutlich länger geworden oder hätte einen Zweiteiler ergeben.

Stört es den Lesegenuss? Nein, in keiner Weise. Auch mit diesem Hakeln, das du ganz anders empfinden kannst, liest es sich flüssig und spannend und romantisch in einem durch. Ich habe die Geschichte um Livan und Torik sehr genossen.

Die Figuren

Livan ist ein ehemaliger Klosterbruder, riesengroß, breitschultrig, dunkle Brummelstimme und in Toriks Augen so gut aussehend, dass er als Gesandter der Göttin Anide durchgeht. Auch wenn Livan sehr wehrhaft ist und mit seiner treuen Schaufel gut kämpfen kann, ist er ein sanfter, fürsorglicher Mann. Auf den ersten Blick verguckt er sich in den kleinen Rebellen, der ihm dieses reizende und nahezu unwiderstehliche Angebot macht. Seine siegreich ausgetragenen Kämpfe mit sich selbst, um Toriks Fieber nicht auszunutzen, sind einfach nur niedlich. Von Klosteroberen hält er gar nichts, aber die Nonnen kann er auf keinen Fall im Stich lassen.

Torik ist klein, drahtig, durchtrainiert, ein Hauptmann und Soldat, dem Reich und der Herzogin treu ergeben. Er ist sehr pflichtbewusst und loyal und im Fieberwahn einfach entzückend niedlich, wenn er sich nicht gerade vor Schmerzen windet. Sobald er wieder auf den Beinen steht sowie in Gefahrensituationen kommt sofort der strategische Soldat durch, der ohne zu zögern das Kommando ergreift.

Die Nonnen – Mutter Venia und die Schwestern Pelev, Meni und Dasea – sind für mehr als eine Überraschung gut. Gerade in Mutter Venia habe ich mich sehr verliebt, den alten Feldwebel.

Sex & Romance

Das Buch ist eine einzige, romantische Szene (mit bisweilen prickelnder Erotik) mit Unterbrechnungen. 😉 Als LeserIn bekommt man in dem Roman für Tanja Rast ungewöhnlich viel Hurt&Comfort geboten, und zwar auf die bezauberndste Art und Weise. Livan und Torik schaffen es zwar ziemlich zu Beginn schon mal zusammen ins Bett. Doch das ist mehr Versuchung für den armen Livan als funkensprühendes Geplänkel, denn Torik ist viel zu schwach und krank für alles (was Torik nicht so ganz bewusst zu sein scheint *g*). Einmal gegen Ende des Buches dürfen sie dann endlich; der Vorhang fällt, bevor es zur Sache geht.

Cover

Livan. Nomz. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt, aber das ist meiner Fantasie geschuldet nicht der Beschreibung im Buch. In der Klosterruine vom Anfang des Buchs. Tanja Rast hat die Bilder ausgewählt, also kann es nur nah dran sein.

Fazit

Ein spannender, romantischer Fantasyroman, Hurt&Comfort fürs Herz, mit Hexenkraft, die wunderbar ist und – eher ungewöhnlich für Gay Romance – mehreren starken Frauenfiguren. Ein Buch, das man bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen mag, das einen dann aber mit einem zufriedenen Seufzen zurücklässt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

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Gelesen: „Zu ihm“ von Regina Mars & eine Verlosung

Zu ihm von Regina Mars ist ein Gay-Romance-Roadmovie als Buch, in dem Noel alles dransetzt, um „zu ihm“ – Victor, seinem größten Rivalen – zu gelangen.

Die Verlosung des Taschenbuchs „Zu ihm“ ist beendet. Du kannst dich aber (natürlich) immer noch in meine Mailingliste eintragen, um künftig keine Verlosungen zu verpassen. Zu den Teilnahmebedingungen/Datenschutz geht es hier entlang: Klick!

Klappentext „Zu ihm“

Noel muss Victor sehen. Sofort. Victor, seinen größten Rivalen im Fußballteam und bei den Frauen. Victor, den arroganten Eisklotz. Da ist eine Sache, die Noel nicht ungeklärt lassen darf, egal, was sich ihm in den Weg stellt. Leider ist das eine ganze Menge.
Unterwegs zu seinem Konkurrenten scheint sich die halbe Welt gegen Noel zu verschwören … aber ist Victor wirklich sein Konkurrent? Oder verbergen sie durch ihre Feindseligkeit Gefühle, die sich keiner von beiden eingestehen will?

Zum Buch

Perspektive: Ich-Perspektive; der Roman wird komplett aus Noels Sicht erzählt.

Was mich zu diesem Buch gelockt hat, ist weniger der Klappentext, der klingt, als habe man wenig Vergnügen mit den beiden Jungs zusammen. Aber das Cover?  BOAH! <3 Spricht mich so dermaßen von an! Mit Noel, der voller Hoffnung lossprintet, mit der blonden Frau, die ich für seine Schwester gehalten habe, die eher knurrt (Warum? *neugier*) und natürlich die zwei Jungs. Hachmach! Noels Schlafzimmerblick! 😀 Und dann der Titel – da ging mein Kopfkino gleich los. Zu ihm – das klingt nach Sehnsucht, nach Dringlichkeit, nach Hoffnung. Ich gestehe, dem Titel bin ich am meisten erlegen.

Noel überfällt seine beste Freundin Sarah (die blonde Frau, die dann doch nicht seine Schwester ist – aber fast!), dass sie ihn nach nach Karlsruhe fahren muss. Jetzt. Not a minute to loose. Sarah knurrt ein wenig, aber tut ihm den Gefallen. Mehr oder weniger, denn was eigentlich eine Stunde Autofahrt werden sollte, zieht sich durch mehrere Unfälle, Missgeschicke und ein Universum, das sich gegen die zwei zu verschwören scheint, zu einer regelrechten Odysee. Als LeserIn begleitet man die zwei besten Freunde, während sich stückchenweise enthüllt, warum sie überhaupt auf dem Weg sind. Natürlich geht es um einen Jungen – Victor. Doch warum Noel seinen Erzrivalen unbedingt jetzt und sofort sehen muss, zeigt sich erst langsam und in Flashbacks. Regina Mars webt sie gekonnt ein, sodass sie wirklich Interessantes enthüllen und nie zu einem Infodump werden. Ich habe mich auf jeden Rückblick gefreut.

Die Figuren

Noel ist ein Sunnyboy, der viel zu überzeugt von sich ist und mich öfter mal die Augen hat verdrehen lassen. Gleichzeitig ist er offen und unbekümmert und herrlich auf Victor fixiert. Victor, der Arsch, der ihn beim Fußball übertrumpft und wegen dem er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich anstrengt. Herrlich zu lesen die Szene, wie er ihm auf den Hintern starrt, ohne wirklich zu begreifen, was er da tut. Und eine meiner Lieblingsszenen (wenn man die Victor-Szenen außer acht lässt) ist die, in der er mit Sarah streitet und entäuscht und verwirrt ist, weil sie nicht erkennt, dass er sie anlügt.

Victor hat den zweiten Platz in der Auflistung eigentlich nicht wirklich verdient, aber ich setze ihn trotzdem hier hin, weil es Gay Romance ist und weil Noel so dringend „zu ihm“ will. 😉 Victor scheint kalt und unberührt von allem, und man ahnt natürlich, dass das nicht alles ist. Man lauert mit Noel, dass er sich endlich mal öffnet, Gefühle zeigt … und als es so weit ist … hach! Bin ich dezent etwas davongeschmolzen. Vor Mitgefühl genauso wie vor Romantik.

Sarah gehört eigentlich auf Platz 2, denn mit ihr ist Noel den Großteil des Buches unterwegs (mal abgesehen von den wunderbaren Rückblenden). Sie ist grummelig, ein pinkes Mädchen mit pinkem Auto und pinken Plüschsitzbezügen, eine echt tolle Freundin und hat mit ihren Eltern ihr ganz eigenes Päckchen zu tragen. Ich war froh, dass sie auch ein Happy End bekommen hat – und das beinhaltet keinen Mann.

Sex & Romance

Romance gibt es nicht ganz so viel wie in Büchern, wo die Figuren beständig zusammen sind – logisch irgendwie. Aber es gibt ausreichend Szenen fürs Herz, und – hach! – sind die toll. Eine schöne Sexszene gibt es ebenfalls. Da das Buch recht kurz ist, wäre mehr vermutlich auch overkill gewesen.

Cover

Das Cover ist wie üblich bei Regina Mars selbst gezeichnet. Ich habe mich oben schon darüber ausgelassen, wie gut es mir gefällt. *schwärm* ’nuff said.

Fazit

Ein kurzer, süßer Roman, der wünschen lässt, man würde mehr von Noel und Victor erfahren. Und dafür lohnt sich das Taschenbuch, denn darin gibt es noch die Kurzgeschichte Mit ihm. Darf ich mal vor Begeisterung quietschen?

Die Verlosung des Taschenbuchs „Zu ihm“ ist beendet. Du kannst dich aber (natürlich) immer noch in meine Mailingliste eintragen, um künftig keine Verlosungen zu verpassen. Zu den Teilnahmebedingungen/Datenschutz geht es hier entlang: Klick!

Hinter dem Cut noch ein wenig Spoiler.

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Gelesen: „Der Fluch des Puppenmachers“ von Dahlia von Dohlenburg

Der Fluch des Puppenmachers von Dahlia von Dohlenburg ist wunderschön und poetisch und erzählt die Geschichte einer mysteriösen, großen Liebe, die nicht sein kann.

Puppenmachers Klappentest

Eine verregnete Nacht auf einem Jahrmarkt.
Das düstere Zelt einer Wahrsagerin.
„Der Puppenmacher wird dich holen!“

Es ist Jahre her, dass Ben zum letzten Mal an diese Worte gedacht hatte. Und an das junge Mädchen, dem die Wahrsagerin die Prophezeiung zugeraunt hatte. Das junge Mädchen, das seine erste große Liebe war und dessen Leiche man am nächsten Tag in einem Straßengraben fand.

Die Erinnerungen kommen erst wieder hoch, als er Jamie sieht: eine filigran gearbeitete Porzellanpuppe, die dem Mädchen von damals erschreckend ähnlich sieht. Immer wieder kommt er in den Puppenladen, um Jamie zu sehen und schließlich überzeugt er den Puppenmacher Coppola, ihm die eigentlich unverkäufliche Puppe zu überlassen.

Beim ersten Sonnenuntergang muss Ben schließlich erkennen, dass es sich tatsächlich um keine gewöhnliche Puppe handelt: Jamie erwacht zum Leben. Doch das ist nicht die einzige Überraschung, denn trotz Rüschenkleid und Korkenzieherlocken ist Jamie kein hübsches Mädchen …

Zum Buch

Perspektive: Ich-Perspektive; der Roman wird komplett durch Bens Augen erzählt.

Bens Leben ist … normal. Er hat eine Verlobte, mit der sich wohlfühlt, einen Job, den er nicht hasst. Ein Tag wie der andere. Sein Leben plätschert dahin, bis der Puppenmacher Coppola in die Stadt kommt und Ben bei ihm die lebensgroße, wunderschöne Porzellanpuppe eines Mädchens sieht. Der Anblick reißt traumatische Erinnerungen auf, von denen Ben bisher nicht einmal wusste, dass sie existieren. Sein Leben verändert sich, und das nicht nur, weil die Puppe – Jamie – nachts zum Leben erwacht und kein süßes Mädchen, sondern ein ebenso schöner junger Mann ist.

Mich hat der Klappentext gleich schon in seinen Bann geschlagen, und die ersten Seiten waren so wunderbar poetisch, dass ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen mochte. Einmal abgesehen von der schönen Sprache hat mich die Geschichte aber auch schnell fesseln können. Gekonnt webt Dahlia von Dohlenburg die Gegenwart mit der Vergangenheit zu einem wunderschönen Ganzen, das mich in seinen Bann geschlagen hat. Ruhige, sanfte Momente mit Jamie wechseln sich mit mysteriösen Erinnerungsfetzen und Visionen ab und nichts scheint so zu sein, wie es auf den ersten Blick aussieht. Ich habe Seite um Seite verschlungen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das sich um Jamie, die Puppe und Jamie, das Mädchen rankt, wollte wissen, wie aus den scheinbar verwirrenden Antworten doch noch ein Puzzle werden konnten, wollte wissen, wie die Geschichte ausgeht und ob Jamie und Ben glücklich werden können.

Die Auflösung hat Dahlia von Dohlenburg sicher und gekonnt herbeigeführt, sie hat alle Stränge geschickt verknüpft und mich mit einem wunderbar warmen Gefühl im Bauch zurückgelassen.

Das Buch ist geheimnisvoll, lädt zum Miträtseln ein, verwebt Nostalgie, Romantik, einen Hauch Grusel und etwas Magie zu einem dichten Teppich.

Die Figuren

Ben ist am Anfang ein wirklich durch und durch normaler junger Mann mit einem recht langweiligen und normalen Leben. Seine Verlobung ist eher folgerichtig als von Liebe geprägt, er arbeitet in dem Beruf, den sein Vater ihm besorgt hat und sieht einer Zukunft mit Reihenhaus, weißem Zaun auf grünem Rasen und 1,25 Kindern entgegen. Bis er Jamie begegnet, der sein Leben mehr als nur auf den Kopf stellt. Aus dem grauen Schatten wird ein neugieriger, liebevoller, liebender Mann, der sein Leben hinterfragt und bereit ist, für seine Liebe zu kämpfen.

Jamie ist … süß, weich, naiv, voller Lust am Leben, nachdem er Ben begegnet ist. Und er ist eine Puppe, sobald die Sonne sich erhebt. Eine empfindliche Porzellanpuppe, die ein winziger Kratzer, ein kleiner Sprung vollkommen vernichten und des Lebens berauben kann. Er liebt Ben mit süßer Hingabe, und ich wollte ihn dauernd nehmen und knuddeln und wuddeln. … auch wenn Ben bestimmt etwas dagegen gehabt hätte. 😉

Auch die Nebenfiguren erwachen mit kurzen, prägnanten Strichen zum Leben, die Eltern und die Schwester, die Verlobte … nur mit Coppola, dem Puppenmacher wurde ich nicht wirklich warm, was durchaus an seiner ambivalenten Rolle liegen kann.

Sex & Romance

Es gibt wunderschöne romantische Momente zwischen Ben und Jamie, alle voll sanfter Harmonie, auch wenn sie kurz davor stehen, miteinander zu schlafen. Sie haben Sex, doch es ist nicht wirklich ausgeschrieben, was ganz wunderbar zu diesem poetischen Buch passt.

Cover

Passt. Das Paar sieht nicht so aus, wie ich mir Jamie und Ben vorstelle, aber an schöne schwule Stockphotos heranzukommen, ist eine echte Herausforderung. Die gelockte Schönheit ist Jamie – das Mädchen, der junge Mann, die Puppe.

Fazit

Ich finde „Der Fluch des Puppenmachers“ wirklich schön und rundum gelungen – sowohl von der Geschichte, als auch von der Sprache her. Wer wilde Sexszenen und prickelnde Erotik sucht, wird hier nicht fündig. Wenn du aber Poesie und einen – im wahrsten Sinne des Wortes – traumhaften, traumartigen Stil sucht, sowie eine ungewöhnliche Geschichte, die ein wenig Gothic, ein wenig Fantasy und ein wenig Krimi sowie eine wunderbare Liebesgeschichte vereint, dann kommst du ganz auf deine Kosten.

Minimale Spoiler hinter dem Cut.

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Gelesen: „Königsmacher“ von Tanja Rast

Der Magie verfallen: Königsmacher von Tanja Rast ist Gay-Romance-Fantasy um die zwei Spitzel und Saboteure, die auf unterschiedlichen Seiten stehen und sich unpassenderweise dennoch ineinander verlieben.

Klappentext Königsmacher

Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.

Jiras und Belac sind Spitzel und Saboteure – und Meister ihres Fachs. Ausgesandt von verfeindeten Fürsten, die nur darauf lauern, die Nachfolge eines erbenlosen Königs an sich zu reißen, prallen die grundverschiedenen Männer inmitten des Intrigenspiels aufeinander.
Aus augenblicklicher Faszination füreinander wird rasch mehr. Doch zwischen Verschwörungen, zerstörerischer Magie und einer schier unlösbaren Aufgabe scheint die verbotene Liebe zum Scheitern verurteilt. Können Belac und Jiras angesichts des drohenden Thronfolgekriegs tatsächlich Diensteide und Loyalität über Bord werfen, um ihren ganz eigenen Weg zu gehen?

Zum Buch & der Welt

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Belac und Jiras erzählt.

Ein alter König, der erbenslos im Sterben liegt. Vier Fürsten, die seinen Platz einnehmen wollen und dafür über Leichen gehen. Das ist die Ausgangslage von Königsmacher, und der Name ist Programm. Denn Belac und Jiras sind eine Art Meuchelmörder im Auftrag dieser Fürsten, damit beauftragt, unliebsame Gegener und Ressourcen aus dem Weg zu schaffen, und zwar bevor es zu einem Krieg kommt, um einen Fürsten zum König zu machen. Dumm nur, dass sie zwei verschiedenen Fürsten dienen. Ebenso dumm, dass sofort die Funken zwischen ihnen fliegen.

Königsmacher ist ein Fantasyroman, der mit sehr wenig Magie auskommt, doch es gibt sie. Belac und Jiras beherrschen sie nicht, bekommen aber ab und an ihre (unschönen) Auswirkungen zu spüren. Ich sag nur „glimmende apfelgrüne Seide“. Die Welt ist eine klassisch mittelalterliche mit mehreren Götttern, deren Anrufung ich gerade von Jiras sehr süß fand, wenn er mit seiner auserwählten Göttin schimpft. Es gibt zahlreiche Kämpfe, die jedoch zu meinem Glück nicht so detailreich und blutig sind wie bei Tanja Rasts Heroics (Arrion, Cajan).

Tanja Rasts Beschreibungen sind dicht und farbenfroh und erfassen alle Sinne. Besonders der Geruchssinn wird oft angesprochen, was ich sehr eindrücklich fand.

Im ersten Teil des Romans begleiten LeserInnen abwechselnd Belac und Jiras, wie sie ihre Aufgaben erfüllen und immer wieder über den jeweilig anderen stolpern. So niedlich, wie sie sich umeinander sorgen und Angst umeinander haben, während sie versuchen, ihren Fürsten treu zu dienen. Ganz besonders Jiras ist mir dabei ans Herz gewachsen.

Schließlich geht es für sie gemeinsam weiter, und ich liebe diese Szene, in der das passiert. Unglaublich, aber wahr: Es kann sehr romantisch sein, einem anderen Mann *nicht* das Genick zu brechen oder ihm die Kehle zuzudrücken. Und ich liebe, wie Belac danach von „ihrem Sommer“ träumt. In all den Wirren und dem drohenden Krieg ein gestohlener Moment, Zärtlichkeit, Vertrauen und Nähe.

Die Figuren

Belac ist groß, breitschultrig, stark, ein Soldat, das Kind von armen Bauern. Er ist eher gerade heraus und direkt, was ihn jedoch nicht daran hindert, sich einzuschleichen und Morde zu begehen oder Wasserräder in die Luft zu sprengen. Er ist seinem Fürsten treu ergeben und versucht mit seiner Arbeit hauptsächlich, einen Krieg zu verhindern, der zahllose Unschuldige am unteren Ende der Klassenhierarchie das Leben kosten würde. Bei seinen Anschlägen achtet er auch darauf, so wenig Opfer wie möglich zu hinterlassen. Und er kann nicht lesen. Awwwwww.

Jiras ist kleiner, schmaler, ein Meister der Verkleidung, dem man auch Frauenrollen abnimmt, und von niederem Adel. Für ihn ist das, was er tut, mehr Arbeit als Idealismus. Sein Elternhaus hat ihm nichts gegeben, mit dem er überleben könnte, denn er ist nur der siebente Sohn. Aber er legt sich ins Zeug, auch er will einen Krieg verhindern. Er macht seine Arbeit, macht sie gut, … und erfährt ungefähr Null Wertschätzung. Er ist … verletzlich, ich kann es nicht anders beschreiben. Ich hätte ihn so gern manchmal einfach nur in den Arm genommen. (Und ihm ein paar gute Knieschoner besorgt. ;p)

Sex & Romance

Romance gibt es, klar! Viele wunderschöne Szenen zwischen Jiras und Belac, und zwar von Anfang an. Ich mag die Szene im See, ich mag die überraschende Szene im Gang des Gasthauses. Ich liebe die Szene, in der Jiras Belac befreit. Erotik gibt es ebenfalls, die Funken fliegen herrlich. Wer jedoch Sexszenen sucht, wird bei Tanja Rast nicht fündig. Die zwei Jungs haben Sex, sogar nicht zu knapp, doch Tanja Rast zieht den Vorhang vor. Das passt zur Geschichte und zum Roman.

Cover

Der Knabe auf dem Cover? Jiras, wie er leibt und lebt in all seiner goldenen Schönheit.

Fazit

Ein spannendes, romantisches, humorvolles Buch, das ich kaum aus den Händen legen konnte und allen LiebhaberInnen von Fantasy sehr ans Herz lege. Die Handlung ist keine Würze für die Beziehung der zwei Hauptfiguren, sondern integraler Bestandteil des Romans. Die Figuren sind liebenswert, dreidimensional und manchmal wunderbar jugendlich dumm; man leidet herrlich mit ihnen mit. Mein Hauptkritikpunkt: Es war zu frickin‘ fuckin‘ kurz! Ich hätte nach dem Ende weiterlesen wollen, menno!

Spoiler nach dem Cut

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Gelesen: „Verdammt Magisch“ von Regina Mars

Cover zu "Verdammt Magisch" von Regina MarsVerdammt Magisch von Regina Mars ist ein Gay-Romance-Roman, der zwar eindeutig dem Genre Fantasy angehört, aber doch mit einigen Besonderheiten aufwartet.

Klappentext

Norman, Magieschüler und Hobbyschläger, beginnt sein Studium an der Arkanen Universität in Løbago. Endlich kann er der größte Magier aller Zeiten werden! Er wird knochenschmelzende Feuerstürme beschwören, tödliche Eisregen erzeugen und zu einem absolut erstklassigen Helden werden!
Doch nichts läuft wie geplant. Und warum muss er sich ausgerechnet ein Zimmer mit Heimfried teilen? Einem schüchternen Schwächling, der sich kaum traut, seine magische Kraft anzuwenden?
Kann Norman sich mit ihm zusammenraufen? Kann aus Verachtung Freundschaft werden … oder sogar noch mehr?

Zum Buch & der „Verdammt Magisch“en Welt

Perspektive: 3. Person, der Roman wird komplett aus Normans Perspektive erzählt.

Die Welt von Verdammt Magisch ist erfrischenderweise nicht ans Mittelalter angelehnt, sondern hat sich bereits in die industrielle Revolution vorgewagt. Es gibt Automobile – wenngleich auch nicht viele – Gewehre, Elektrizität. Und gleichzeitig gibt es das, was man an Fantasy so liebt: Magie, Monster, Kämpfe. Es gibt klare Hierarchien mit Adel und Pöbel. Es gibt Korruption. Oh ja. Es gibt Dreck.

Es ist keine mitteleuropäisch-englische Welt, sondern eine, die allein schon von den Namen her eher nordischer ist. Zweimal im Jahr werden die Städte des Reichs von Lawinen an Monstern überrollt. Verdammt Magisch widmet sich der kalten Jahreszeit und damit den Eismonstern aus dem Norden, womit ich mich auch gleich nordisch-kalt gefühlt habe. Häufig verbindet man mit dem Norden ja auch kämpferische Frauen (Wikinger anyone?), und olla, die gibt es reichlich. Frauen und Männer sind zwar nicht überall gleichberechtigt (wehe du steigst im Flussreich von der falschen Seite aufs Pferd!), aber unter Magiern sind sie dann doch verhältnismäßig ebenbürtig; Regina Mars hat zudem sehr viele (tolle) Nebenrollen mit Frauen aller Couleur gefüllt.

Das System der Magie gefällt mir sehr gut und ist für einen Gay-Romance-Roman einfach perfekt. Um Magie auszuüben, braucht es zwei Parteien. Einmal die Katalysatoren – das sind die, die aus der Luft die Magie aufsaugen und umwanden (und die kein wirklich großes Ansehen genießen). Und es gibt die Motoren, die ihre Magie von den Katalysatoren beziehen und sie dann nutzen können. In gewisser Weise sind die Motoren die Show-Offs, die den coolen Kram machen und damit zumindest in den Kreisen, in denen die Hauptfigur Norman verkehrt, die „wahren Helden“ sind. Gerade zu Beginn der magischen Karriere ist es von Vorteil, wenn Motor und Katalyastor sich gut verstehen, damit der Magieaustausch gut funktioniert.

Was Verdammt Magisch ebenfalls auszeichnet, ist der Humor. Viele Figuren sind herrlich überspitzt, aber auch Normans Sicht der Dinge oder Heimfrieds Kommentare haben mich oft zum Lachen gebracht. Außerdem: Es gibt Groschenromane! Und ein supertolles Theaterstück. ;p Ich liebe den Schreibstil von Regina Mars.

Die Figuren

Ich habe keine fünf Seiten gebraucht, um ich in die Figuren zu verlieben. Und zwar restlos alle. Wenn ich nicht direkt in die Figur verliebt war, dann zumindest in ihre Umsetzung.

Norman ist derjenige, durch dessen Augen die LeserInnen die Geschichte verfolgen. Groß, breitschultrig und stark ist er genau das, was man in einem Gay-Romance-Roman erwartet – wäre da nicht sein Gesicht, das im Gegenzug zum klassischen GR-Helden eher einer roh geformten Masse Hackfleisch gleicht. Dazu kommt Norman aus der Unterschicht und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, durchaus auch unflätig und vulgär. Ich bin kein Fan von Obszönitäten und vulgärer Sprache, doch Regina Mars schafft es, dass Norman authentisch und witzig rüberkommt, ohne abzuschrecken. Außerdem hat er das Herz am rechten Fleck, ist mutig (was nicht heißt, dass er keine Angst hat) und großkotzig, unglaublich begeisterungsfähig und enthusiastisch, wenn es um Dinge geht, die ihm am Herzen liegen, und … unglaublich süß in Heimfrieds Gegenwart, und zwar von Anfang an, obwohl er erst einmal die Nase über ihn rümpft.

Heimfried ist das genaue Gegenteil von Norman: schlank, zierlich bis mager, schwach, weinerlich , hat vor allem Angst. Er ist blond, wohlfrisiert, wohlgekleidet und jüngster Spross eines Adelhauses, der nie für sich selbst sorgen oder einstehen musste (oder konnte). Und was in der Auflistung erst mal sehr abschreckend wirkt, ist in Persona … Himmel hilf! … ein unglaublich niedlicher junger Mann, der im Laufe der Geschichte eine enorme Wandlung durchmacht, ohne sich selbst zu verlieren. Ich hätte ihn beständig knuddeln und wuddeln mögen. Er findet seinen Mut besonders, wenn es um Norman geht und wächst dann regelmäßig über sich hinaus.

Unter den Nebenfiguren finden sich ebenfalls wunderbare Menschen. Regina Mars versteht es, sie zum buntem, vielfältigen Leben zu erwecken, ohne den Fokus von Norman und Heimfried zu nehmen. Meine Lieblinge sind Eterna und Gudrun.

Sex & Romance

Gibt es. Beides.  Mehrere Sexszenen, und romantisch ist es irgendwie immer, wenn Norman und Heimfried zusammen sind. Nicht immer im klassischen Sinne romantisch, sondern oft genug sehr humorvoll romantisch. Ich habe unheimlich oft lachen müssen.

Cover

Regina Mars zeichnet ihre Cover selbst, und das merkt man natürlich unter anderem daran, dass sie perfekt passen. Auf dem Cover sind nicht irgendwelche gesichtslosen Figuren, sondern Norman und Heimfried, perfekt eingefangen als bibbernder Motor und grummeliger Katalysator. Außerdem liebe ich den Zeichenstil. Nothing more to say.

Fazit

Ein wunderbar humorvolles, lebendiges Fantasy-Spektakel mit Happy End, das Figuren enthält, die ans Herz wachsen, ein paar kleine Storytwists, guten Kämpfen und sowohl erotischen Szenen als auch rührend-romantischen Sequenzen fürs Herz. Ich habe mich in die Welt und die Figuren Hals über Kopf verliebt und hoffe, dass uns Regina Mars noch mehr Geschichten in diesem Universum gönnt – vielleicht sogar mit Norman und Heimi in Nebenrollen.

 

Hinter dem Cut geht’s weiter mit Spoilern.

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