Dürfen Frauen „Gay Romance“ schreiben?

Nachdem an mehreren Stellen hochkochte, dass Frauen entweder nicht über Schwule schreiben dürfen oder Gay Romance generell niveau- und anspruchslos ist (von Menschen, die in dem Genre nichts lesen), komme ich nicht umhin, meinen Mund einmal aufzumachen und auch meine Meinung kundzutun.

Der Artikel von Dana Brandt fasst perfekt zusammen, was ich denke. Besser kann ich es nicht ausdrücken. Daher präsentiere ich hier mit freundlicher Genehmigung von Dana:


Schwuler versus Hetera ~ Hetera versus Schwuler

#WirsindKonsorten

#StayGay

#FemaleGayAuthors

Hetera = Bezeichnung für eine heterosexuelle Frau
Na, da hat es aber gescheppert. Und das auch noch so richtig öffentlichkeitswirksam. Der Troll darf sich auf die Schulter klopfen. Wenn es derselbe war, wie einige Tage zuvor, ist es übrigens eine Sie. Sei es drum. Thema ist angepickt. Es gibt mehr als eine/ einer, die/ der so denkt. Es wird Zeit, dass es mal angesprochen wird, denn es ist dem Grunde nach da und kocht im Kleinen wie im Großen immer wieder auf.

Die Frauen und die Schwulen, eine Beziehungsgeschichte und dann noch Gay-Romance

Bitte erschauert in Ehrfurcht. Ich warte eine angemessene Sekunde lang.
Für die anderen: Bitte Geifer in Position bringen und jetzt -> spucken!

Weiterlesen →

Gelesen: „Aufgetaut“ von Regina Mars

Aufgetaut von Regina Mars ist – ich zitiere aus der Buchbeschreibung – „das Frostschutzmittel fürs Herz“, warm, romantisch und wunderbar.

Klappentext

Als Henrik in das malerische Dorf Ebernau kommt, trägt er nicht nur einen Rucksack voll Geld mit sich, sondern auch ein bitteres Geheimnis. Seit einem Jahr empfindet er nichts mehr. Seine Gefühle sind vereist.

Bis er Nils trifft. Der rüttelt etwas in ihm wach, das er längst verloren glaubte. Leider hasst Nils Henrik und weigert sich obendrein, sein Skilehrer zu werden. Kann Henrik ihn umstimmen? Kann er sich zurück ins Leben kämpfen und vielleicht sogar … Nils‘ Liebe gewinnen?

Zum Buch

Perspektive: 3. Person; „Aufgetaut“ wird abwechselnd aus der Perspektive von Henrik und Nils erzählt.

Als Henrik in den Ski-Ort Ebernau kommt, geht es ihm dreckig. Merkt nur keiner, denn er hat einen Koffer voll Geld dabei, schmeißt direkt eine Party und steigt damit sofort zum Liebling aller auf. Jeder ihn für „cool“ – nicht für eingefroren, denn Henrik empfindet nichts, hat seine Gefühle nach einem traumatischen Erlebnis weggesperrt. Als einer seiner neuen Freunde herausfindet, dass er nicht Skifahren kann – und das in Ebernau! – setzt der es sich in den Kopf, Henrik einen Skilehrer zu besorgen und ruft seinen besten Freund an.

Auftritt Nils. Nils hasst alles, was reich ist und nach „oben“ gehört, denn sein Erzeuger hat seine Mutter geschwängert und dann sitzen lassen. Natürlich weigert er sich, Henriks Skilehrer zu werden, nachdem er auch nur einen Blick auf ihn geworfen hat, denn Henrik verkörpert alles, was er verachtet. Henrik hingegen weigert sich, die Ablehnung zu akzeptieren, denn Nils‘ „Was ist denn das für ein Arschloch?“ weckt einen winzigen Funken Gefühl in ihm, denn Ärger ist ein Gefühl, richtig? Und Gefühle sind gut.

Hartnäckig macht er sich daran, Nils davon zu überzeugen, dass er sein Skilehrer werden muss. Als die Jungs zu zweit während eines Schneesturms ins Henriks Chalet eingeschmeit werden, kommen sie sich näher. Aber „die von oben“ kommen ja nur her, um zu feiern, zu vögeln und dann wieder zu verschwinden.

Soweit zum Inhalt.

Das Prickeln zwischen den beiden Jungs ist sofort da, auch wenn es beide nicht bemerken. Nils, weil er alle „von oben“ gleich von vorneherein scheiße findet; Henrik, weil er so eingefroren ist, dass er nichts erkennt. Ich liebe, wie sie sich näher kommen. Ich liebe noch viel mehr, wie Nils Henrik mehrfach rettet – vor sich, vor dem Schneesturm, vor einer viel zu schweren Piste. Ich liebe auch, wie verständnisvoll und sanft er mit Henrik ist, auch als sie noch nicht zueinander gefunden haben. Und ich liebe, wie selbstverständlich mit seiner Nähe und tröstend er ist, als Henrik zusammenbricht. Ich liebe Henriks Überschwang, nachdem er wieder „aufgetaut“ ist. Sein „erst handeln, dann denken“. *g* Seine Offenheit mit seinen Gefühlen allen und jedem gegenüber, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ebernau ist eine Kleinstadt mit Dorfflair. Jeder kennt jeden, es gibt Klatsch und Tratsch, Wärme und Hilfsbereitschaft. Regina Mars hat dieses Feeling wunderbar eingefangen. Ebenso erzählt sie wieder mit allen Sinnen, das finde ich so wunderbar. Besonders Geräusche und Gerüche finde ich sehr prägnant.

Das Chaos und die Dynamik in Nils‘ Familie weckt sofort Wärme und den Wunsch, einfach mal in das kleine, schiefe Haus zu Besuch zu kommen, um mit Nils‘ Mama einen Kaffee zu trinken und zu quatschen. (Hey, sie ist in meinem Alter! 😉 ) Auch Henriks Familie wird in den Erzählungen lebendig.

Ich freue mich schon auf die nächsten Ebernau-Bände und hoffe, dass Marc und Josh (Nils‘ Brüder) auch eine schwule Liebesgeschichte bekommen. Und ich hoffe, dass Florian (der Sohn einer der Nebenfiguren) ebenfalls glücklich wird, das kleine stille Ding, auch wenn er nur ein paar Zeilen abbekommen hat.

Die Figuren

Nils ist groß, blond, breitschultrig, mit limettengrünen Augen. Ein fürsorglicher Junge, der sich liebe- und hingebungsvoll um seine drei kleineren Geschwister kümmert und seiner Mutter hilft, die drei großzuziehen und für sie zu sorgen. Er und seine Geschwister haben mit dem Stigma zu kämpfen, dass sie Bastarde sind – keiner der Väter hat sich je um sie gekümmert geschweige denn die Mutter geheiratet. Dazu sind sie so arm, dass sie sogar beim Heizen sparen müssen. Da hält Nils es lieber geheim, dass er noch dazu schwul ist. Denn in dem kleinen Kaff ist das niemand, und sie haben schon genug Probleme am Hals. Dumm nur, dass Henrik all seine Abwehr mühelos unterwandert.

Henrik ist in vieler Hinsicht das Gegenteil von Nils, denn er ist so reich, dass er mit Geld nur so um sich werfen kann. Alles an ihm ist warm, von seinen dunklen Locken, den kaffeebraunen Augen bis hin zu seinem Hautton. Nur sein Benehmen ist eingefroren und kalt und passt (am Anfang) bis auf kleine Lebensfunken nicht dazu. Nils geht ihm unter die Haut und taut den Eisblock in seinem Inneren, der das Monster eingefroren hat, dass Henrik um keinen Preis loslassen will. Doch um für Nils zu fühlen, muss er sich auch seiner Vergangenheit stellen, denn wie er feststellt, funktioniert das eine oder das andere nicht. Als er endlich wieder aufgetaut ist, ist er ein wunderbar warmer, fröhlicher, immer ein wenig vorschneller junger Mann.

Die Nebenfiguren wachsen einem wie gewohnt bei Regina schnell ans Herz – Nils‘ chaotisch-warme Familie, Moritz – Nils‘ bester Freund, Amelie und Eva, die für Henrik eine Art Katalysator darstellen, um sich selbst zu begreifen. Außerdem taucht die Privatdetektivin aus „Funkenflut“ wieder auf! Yeah!

Sex & Romance

Gibt es. Eine Menge. Ey, die Jungs sind eine Weile im Chalet eingeschneit. ;p Außerdem – yay! – denken sie an Gleitgel und Kondome (!), da Henrik sich nicht sicher ist, ob er sich im letzten Jahr was eingefangen hat. Leider wieder ein „erstes Mal“ mit Schmerzen, aber alas. Die Romantik macht es wieder wett. Die zwei sind zusammen einfach Zucker pur. Ganz besonders die Zeit im Chalet ist herrlich, aber auch sonst gibt es jede Menge fürs Herz. Hachmach!

Cover

Blonder Nils, der seinen lockigen Engel Henrik anschmachtet. Das ganze vorm verschneiten Fenster des Chalets. Passt (natürlich bei Regina Mars) perfekt.

Fazit

Du brauchst was für Herz? Dann bist du bei Aufgetaut genau richtig. Es gibt ein wenig Drama, aber das kommt nur zu einem Teil aus der Beziehung von Nils und Henrik. Sehr erfrischend, dass die Jungs es außerdem schaffen, über die Missverständnisse zu reden, sodass sie nicht lange zwischen ihnen stehen. Die Geschichte wird auch konsequent bis zum Ende hin aufgelöst und zeigt sogar noch ein wenig des Zusammenlebens von Nils und Henrik. Ich hoffe, dass man in den Folgebänden noch mehr von ihnen in Nebenrollen erfahren wird.

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Ein Strandhaus für zwei“ von Leann Porter

Ein Strandhaus für zwei von Leann Porter ist ein fluffig-romantischer Sommer-Meeres-Roman und perfekt zum Abschalten und Treiben lassen.

Klappentext

Silas ist vom Pech verfolgt. Nach einem heftigen Streit mit seinem Freund darf er zwar im Ferienhaus eines Kumpels wohnen, doch dort ist er nicht allein: Thriller-Autor Daniel hat sich in das Strandhaus zurückgezogen, um in Ruhe schreiben zu können. Statt mit seiner Schreibblockade muss er sich jetzt mit Silas herumschlagen, dem tollpatschigen Hunderetter und Nichtschwimmer, der ihm schon bald den letzten Nerv raubt … und ihm mit seinem unwiderstehlichen Lachen und seinen waldhonigfarbenen Augen gehörig den Kopf verdreht.

Zum Buch

Perspektive: 3. Person; „Ein Strandhaus für zwei“ wird abwechselnd aus der Perspektive von Silas und Daniel erzählt.

Nachdem Silas von seinem Freund aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen wurde, stellt ihm sein Kumpel für eine Woche ein Ferienhaus am Strand zur Verfügung, damit er etwas Abstand gewinnen kann. Nicht nur, dass es regnet, als Silas dort ankommt, er sich auf dem schlüpfrigen Bohlenweg erst mal langlegt und sich und seinen Koffer ruiniert – nein, das verdammte Strandhaus ist auch noch bewohnt. Und zwar von Daniel, der eigentlich eine Deadline für seinen neusten Thriller einzuhalten hat. Der braucht Ruhe und keine Ablenkung in Form eines liebenswert tollpatschigen Mannes, der ihn in aller Unschuld sofort um den kleinen Finger wickelt und es nicht einmal merkt.

Nachdem geklärt ist, dass Silas kein Penner ist, der Schutz vor Regen sucht, sondern dem gemeinsame Kumpel der beiden einen Fehler mit dem Verleihen des Strandhauses passiert ist, gestattet Daniel Silas großzügig, zumindest die Nacht über zu bleiben. Auf keinen Fall länger – Deadline und so, nech? In einem hat er recht, denn Silas hält ihn wirklich vom Schreiben ab. Aus der Nacht werden Tage, Schwimmunterricht, ein entzückender Hund … und als wäre das noch nicht genug, taucht nicht nur Daniels Affäre am Strandhaus auf.

„Ein Strandhaus für zwei“ lässt sich herrlich entspannend in einem Rutsch runterlesen. Silas ist tollpatschig, aber nicht nervig damit. Leann Porter schafft es, ihn einfach nur liebenswert darzustellen. Im Kontrast dazu scheint Daniel sicher und souverän zu sein – bis man in seiner Perspektive ist. Denn er ist wirklich von Anfang an hin und weg von Silas. Die Chemie zwischen den beiden stimmt von Anfang an, einfach herrlich.

Es gibt ein paar kleine Komplikationen, einen wirklich süßen Hund namens Captain Hook und sehr niedliches Umeinander-Schleichen der beiden. Ich habe den Roman sehr genossen.

Der Titel ist auch perfekt, selbst wenn das Strandhaus zwischendurch mal zum „Club der einsamen Herzen“ mutiert. *lol*  Armer, armer Daniel. So viel zu Ruhe und Entspannung für seinen Roman.

Die Figuren

Silas ist ein Tollpatsch, wie er im Buche steht, nimmt seine ungeschickte Ader aber nicht allzu quer, sondern scherzt auch damit herum – sehr erfrischend. Er ist ein absolute liebenswerter Kerl, offen, liebevoll, sanft und ein wenig naiv. Außerdem hält er sich für dick, was er auch von seinem Ex öfter mal unter die Nase gehalten bekommen hat. Er hat ein großes Herz, besonders auch für Tiere, da wundert es nicht, dass er den oben schon erwähnten Captain Hook am liebsten adoptieren möchte.

Daniel ist größer, breitschultriger, ernster. Ehemaliger Polizist und nun erfolgreicher Thriller-Autor und eigentlich gar nicht an einer neuen Beziehung interessiert. Er hat eine Sexaffäre für die körperlichen Bedürfnisse, und das reicht ihm vollkommen aus. Tja, bis dieser entzückende Mann mit den waldhonigfarbenen Augen vor ihm steht. Plötzlich ist alles nicht mehr wichtig – dass er eine Deadline hat, dass sie sich kaum kennen, dass Silas erst gerade aus einer Beziehung raus ist. Sein Kampf Romantik gegen Vernunft ist echt zauberhaft.

Die Nebenfiguren sind kurz und prägnant beschrieben, und auch wenn sie teilwese sehr kurz auftauchen, doch einprägsam beschrieben.

Sex & Romance im Strandhaus für zwei

Romantik gibt es jede Menge, ich hatte des Öfteren Zucker-Zerfließ-Anfälle, weil Daniel und Silas so süß umeinander rumschleichen. Küsse gibt es mehrere (Hach, und was für schöne!) und auch eine Sexszene.

Cover

Silas mit seinem Lockenschopf, Daniel mit dem rausgewachsenen Undercut – und das pinke Strandhaus. Passt.

Fazit

Das kommt jetzt nicht sehr überraschend – ich mochte den Roman sehr gerne; er ist eine entspannende, romantisch-leichte Ferien-Urlaubslektüre mit ein wenig prickelnder Erotik und sehr fürs Herz. <3 Das Happy End haben sich die beiden verdient.

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Ehebrecher“ von Regina Mars

Ehebrecher von Regina Mars hat mir entgegen meiner Vorbehalte derart viel Spaß gemacht, dass der Roman in meine Top 5 von Regina aufgestiegen ist.

Klappentext

Liebe passt nicht in seine Pläne. Seit seine Adoptivmutter starb, ist es Gabriels einziger Lebensinhalt, ihr Vermögen zusammenzuhalten.

Bis Vin in sein Leben tritt. Der ist der Bruder der Betrügerin, die Gabriels Bruder heiraten will: tätowiert, muskulös, gefährlich … und unglaublich heiß. Außerdem haben sie ein gemeinsames Ziel, also steht einer Zusammenarbeit nichts im Wege, oder?

Vin muss verhindern, dass seine Schwester nur des Geldes wegen einen windigen Volksmusik-Moderator heiratet. Selbst, wenn dessen Bruder aussieht wie ein Superschurke und Vin schon immer eine Schwäche für Superschurken hatte. Aber vielleicht kann Gabriel ihm helfen, die Ehe zu verhindern? Und vielleicht können sie eine harmlose, kleine Affäre miteinander haben?

Doch wenn Gabriel und Vin beteiligt sind, bleibt nichts harmlos oder klein. Und schon bald sind sie gefangen in einem Wirbelsturm aus Intrigen, Mordanschlägen und der größten Gefahr von allen: der Liebe.

Zum Buch

Perspektive: 3. Person; „Ehebrecher“ wird abwechselnd aus der Perspektive von Vin und Gabriel erzählt, an (ich meine) zwei Stellen kommen auch zwei andere Figuren zu Wort.

Vin wohnt mit seiner Schwester und seiner krebskranken Oma in einer winzigen Zwei-Zimmer-Wohnung. Auch wegen der Therapie reicht das Geld eigentlich vorne und hinten nicht, daher fasst die Schwester einen Plan – sie wird Bastian Schaller, den bekannten Volksmusiker, heiraten und ihnen allen eine bessere Zukunft ermöglichen. Problem für Vin: Sie liebt den windigen Kerl nicht, und deswegen muss er sie vor ihren eigenen Plänen beschützen.

Gabriel, Bastians Adoptivbruder, hält das Vermögen seiner Mutter zusammen und passt gleichzeitig auf seinen blauäugigen Bruder und seinen Adoptivater auf, der seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren immer noch von Trauer zerfressen ist. Die Hochzeit will er mit allen Mitteln verhindern, denn wenn er sich bei einem sicher ist, dann dass die Auserwählte von Bastian eine skrupellose Frau und nur hinter Bastians Geld her ist.

Auf einem Abendessen zur Familienzusammenführung der beiden Seiten treffen Vin und Gabriel aufeinander – und sofort fliegen die Funken. Ach, was sage ich – da fliegt eine ganze Feuerwerksfabrik. Die beiden landen im Bett (mehr oder weniger) und beschließen danach, dass sie zusammenarbeiten sollten, um die Hochzeit zu verhindern und ihr jeweiliges Geschwister vor sich selbst zu schütten. Wenn sie derweil eine Affäre haben – und nicht mehr, jawohl! – dann schadet das auch nicht.

Und als wäre das alles noch nicht genug, häufen sich mit einem Mal seltsame Unfälle, die Gabriel nur zu schnell das Leben kosten könnten. Und Vin, denn wo Gabriel ist, ist Vin sehr schnell nicht mehr fern.

Soweit zum Inhalt.

Ich hatte nach dem Klappentext und dem Cover eine andere Geschichte erwartet, als ich sie im Endeffekt bekommen habe, und darum bin ich froh. Ich liebe „Ehebrecher“! Gabriel sieht auf dem Cover aus wie ein Mafioso, Vin wie ein Schlägertyp, und das Thema einer zerstörten Ehe hat mich auch nicht gerade gelockt. Das Cover ist spot-on, die Zusammenarbeit der beiden läuft wirklich darauf hinaus, die geplante Ehe zu verhindern.

Und trotzdem … trotzdem ist alles warm und richtig und herrlich. Beide wollen ihr jeweiliges Geschwister beschützen, in Vins Fall die Schwester vor sich selbst, in Gabriels Fall den Bruder vor einer Heiratsschwindlerin. Auch die Motive der Schwester sind nicht so kalt, wie sie klingen. Sie will ein besseres Leben für die, die sie liebt, und gerade im Fall der kranken Oma hat sie da nicht mehr viel Zeit, denn allein ihre finanzielle Situation hindert sie schon daran, die Oma zu einem lebensrettenden Aufenthalt in einer Privatklinik zu stecken.

Vin und Gabriel sind … Zucker ist irgendwie das falsche Wort, obwohl es dann doch wieder passt. Vin steht auf „bad boys“ und Gabriel passt genau in sein Beuteschema, ohne wirklich „bad“ zu sein. Und Gabriel fällt fast tot um, als er Vin das erste Mal sieht – einen Gott, keinen geleckten Adonis, sondern einen Kriegsgott. Sie sind einfach wunderbar zusammen und sie verbindet mehr, als sie zuerst ahnen.

Wie Regina Mars die Fäden verknüpft, Mordanschläge und Liebe einwebt, hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Die Figuren

Vin ist riesig, muskelbepackt, glatzköpfig, tätowiert, vernarbt – ein Mann, vor dem sich jeder fürchtet, auch seine Patienten, die er als Krankenpfleger betreut. Das Äußere steht in absolutem Kontrast zu dem, wie er ist – warmherzig, total romantisch, liebevoll (und einem Männergeschmack, der ihm immer wieder mal das Herz bricht). Er steht total auf Gabriels Bösewicht-Aura und hat, im Gegensatz zu allen möglichen Leuten, kein Stück Angst vor ihm. Wie auch, wenn er sofort zu einem Pfützchen schmilzt, wenn Gabriel böse schaut.

Gabriel ist eiskalt, berechnend, eine (nicht wirklich graue) Präsenz im Hintergrund seines allseits beliebten, goldenen Bruders, der ihn managt und dafür sorgt, dass keiner seiner Familie zu nahe tritt. Doch natürlich ist das nur ein Teil seiner Persönlichkeit, den er seit langer Zeit als Maske vor sich herträgt. Seine Adoptivmutter hat ihn aus einer total kaputten Familie rausgeholt, und Gabriel hat sie sehr geliebt. Als ihr Segelflugzeug abgestürzt ist, war es Gabriel, der dabei war. Und Gabriel, der überlebt hat, weil sie ihn zum zweiten Mal rettete. Es ist einfach herzerwärmend, wie sich Vin hinter die Maske arbeitet und die beiden zusammenfinden.

Die Nebenfiguren sind lebendig wie immer – der koksende, blauäugige Volksmusikerbruder Bastian, Gabriels schwermütiger Adoptivvater, Vins Schwester, die tut, was sie kann, um ihre Familie zu retten, und die wunderbare, schnodderschäuzige, romantische, handfeste Omi.

Sex & Romance

Feuerfunkenflammensprühend. Besonders hat mir gefallen, dass Gabriel noch keinen Mann an seinen Hintern gelassen hat, weil es einfach nicht ging – zu verspannt und verkrampft, aber als er Vin mehr und mehr vertraut und sie sich mehr und mehr näherkommen und … hachmach! Romantische Szenen gibt es auch reichlich, so richtig was für mein Herz.

Cover

Passt wie die Faust aufs Auge und ist trotzdem genauso irreführend wie das Äußere der beiden Hauptfiguren. Vin sieht aus wie ein Schläger. Gabriel sieht aus wie ein Mafioso. Das greift die Geschichte auch oft herrlich auf. Trotzdem hat es zusammen mit dem Titel dazu geführt, dass ich das Buch als eines der letzten von Regina Mars gelesen habe (ich rezensiere nicht in Reihenfolge, falls sich jemand fragt *g*). Zu absolut Unrecht, denn Ehebrecher ist ein toller Roman!

Fazit

Ein spannender Roman mit ungewöhnlichen und unheimlich liebenswerten Figuren, der Krimielemente mit einer tollen, heißen Liebesgeschichte verbindet. Regina würzt „Ehebrecher“  auch wieder mit sehr viel Humor, Romantik und einem tollen Happy End, das keine Wünsche offen lässt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „No Way“ von Regina Mars

No Way ist der erste Gay-Romance-Roman von Regina Mars, und er ist anders als ihre Folgebücher.

Klappentext

Eigentlich will Pierre sich nur an Boris rächen, weil er eine Prügelei mit dem riesigen Torwart verloren hat. Das geht schief. Er findet sich plötzlich als Boris´ Nachhilfelehrer wieder und gerät immer mehr in den Sog seiner nachtblauen Augen …

Küss ihn!, flüsterte eine Stimme in Pierres Kopf. Er verharrte, konnte sich nicht von Boris losreißen, der ihn verwirrt ansah.
Na los, küss ihn!
Pierres Herz raste.

Zum Buch – No Way!

Perspektive: 3. Person; der Roman wird hauptsächlich aus der Perspektive von Pierre erzählt, aber auch Boris und Alan, Pierres bester Freund, kommen zu Wort.

Pierre ist durch ein Stipendium Schüler an einer Schule für Reiche und passt nicht im geringsten dazu, denn bei ihm und seiner Mutter reicht die Kohle häufig nicht mal wirklich für die Miete. Er sticht aber außerdem auch deswegen heraus, weil er nicht passen will. Als er eines Tages eine Mitschülerin beleidigt, ruft die ihren Freund zur Hilfe, der Pierre verprügeln soll. Obwohl der Typ zwei Freunde mitbringt, ist es Pierre, der die drei verprügelt. Die lassen das nicht auf sich sitzen und hetzen Boris auf Pierre. Boris ist größer, breiter, stärker als Pierre. Pierre verliert, will das nicht wahrhaben – die Feindschaft ist besiegelt.

Da er körperlich nicht gegen Boris ankommt, sucht er andere Wege, um sich zu rächen. Er pflastert die Schule mit einem Nacktbild von Boris, das er in der Sportumkleide geschossen hat. Boris ist (verständlich) auf 180, doch eine Lehrerin unterbricht die beginnende Prügelei und verdonnert die beiden Kampfhähne dazu, dass Pierre Boris Nachhilfe geben muss. Das Schicksal nimmt mit einigen Wirrungen seinen Lauf.

So weit, so gut …

Ich bin von Regina Mars‘ Romanen gewöhnt, dass sie mich innerhalb von drei Seiten, aber spätestens innerhalb von fünf Seiten gefangennehmen und nicht mehr loslassen. Nach einem guten Drittel war ich immer noch nicht in der Geschichte versunken, nur milde interessiert, und ich gestehe, das Gefühl hat bis zum Ende angehalten. Dabei war ich fest entschlossen, auch diesen Roman zu lieben – denn hey, es ist ein Mars!

Das liegt zum einen bestimmt daran, dass der Roman dunkler ist mit kaputten Familien, aber das hat mich zum Beispiel bei Lautstark verliebt auch nicht abgehalten, Figuren und Buch zu lieben. Dann die ständigen Prügeleien mit gebrochenen Nasen und spritzendem Blut. In Fantasy kann ich besser damit umgehen als in Geschichten in unserer Welt und Zeit. Besonders schwer fielen mir die in und mit Boris‘ Familie. Wenn du damit kein Problem hast, hast du vermutlich bessere Chancen als ich, das Buch zu mögen.

Was mir sehr fehlte, war der augenzwinkernde Humor, der nur hier und da sehr kurz durchblitzt. Ebenfalls fand ich weder Pierre noch Boris sonderlich sympathisch – Boris wuchs mir im Laufe der Geschichte doch noch ans Herz, Pierre fand ich nur in Ausnahmesituationen okay – hauptsächlich, wenn er auf Konfrontation mit Boris‘ Vater ging. Das waren auch die wenigen Momente, in denen die Lebendigkeit der Figuren durchschimmerte, die ich bei Regina Mars so liebe.

Was mir ebenfalls sehr gegen den Strich gegangen ist, waren die Traumsequenzen – die sexualisierte Gewalt, die als erregend geschildert wurde, hat mich echt abgeschreckt. Nein, keine komplette Vergewaltigung, aber nahe dran und bestimmt das eine Mal auch nur durchs Aufwachen verhindert.

Und zu guter Letzt wusste ich häufig nicht, aus welcher Perspektive eine Szene (auch die Traumszenen) gerade geschildert wird.

Ist der Roman schlecht? No way – natürlich nicht, aber er war nicht wirklich etwas für mich. Er erzählt die Liebesgeschichte zweier ziemlich kaputter Jungs, die um ihren Platz im Leben kämpfen und sich damit arrangieren, dass sie auch noch auf einen Kerl stehen. Die Handlung ist stringent und logisch, auch die von mir ungeliebten Prügelszenen passen gut in den Hintergrund der Geschichte. Ein Happy End gibt’s ebenfalls.

Die Figuren

Pierre ist ein Arschloch. Das mag bei seinem Hintergrund nicht verwundern – seine Mutter und er sind superarm, die Wohnung ist ein Dreckloch und trotzdem reicht das Geld kaum für die Miete. Die Mutter säuft, verschwindet oft einfach mal so und lässt Pierre damit zurück, für sie in ihrem Job in der Kneipe einzuspringen. Seine geliebte kleine Schwester wohnt bei ihrem Vater, womit Pierre auch nicht glücklich ist. Pierre pöbelt, prügelt und schläft sich rücksichtslos durch alles, was weiblich ist und irgendwie willig, gleichgültig, ob Gefühle (auf Seiten der Mädels) oder Beziehungen (ebenfalls auf Seiten der Mädels) involviert sind. Gegenüber denen, die er liebt, ist er aber verantwortungsbewusst, kümmert sich um seine Mutter und hält ihr den Rücken frei, versucht sein Bestes, seine kleine Schwester glücklich zu machen und beschützt Alan, der an der Schule gemobbt wurde, bevor Pierre kam.

Boris ist zwar reich, aber im Grunde genommen auch nicht besser dran als Pierre. Seine Mutter, die er liebt, liegt krebskrank im Sterben, sein Vater ist ein Arschloch, das nur seine eigenen Interessen verfolgt, und zwar als tyrannischer Despot. Boris war für ihn lange nur lästig und verachtenswert, bis der Junge seine einzige Chance darstellte, einen Sohn in den Profifußball zu bekommen. Seitdem darf Boris eigentlich gar nichts mehr – nicht feiern, keine Freundin, kein Alkohol. Er wird fertiggemacht, als er bei einem Spiel ein Tor durchlässt, obwohl sein Team gewonnen hat. Dementsprechend viel Angst hat er vor seinem Vater.

Alan ist Pierres bester Freund und die einzige Figur, die ich in dem Roman von Anfang an und durchgängig gemocht habe. Er ist süß, warm, weich und niedlich, beschützend auf seine eigene Art gegenüber Pierre.

Sex & Romance

Es gibt mehrere (mehr oder weniger) erotische Szenen in dem Roman, hauptsächlich in den Träumen, aber warum ich die nicht mochte, habe ich oben schon geschrieben. Eine Sexszene gibt es im wachen Zustand zum Ende des Buches. Romantik kommt mir (rein subjektiv, ich liebe Romantik!) auch zu kurz. Es gibt ein paar niedliche Szenen, als Boris Pierre auftaut, den ersten Kuss, die Szene am See, als Boris Schutz und Rückhalt bei Pierre sucht.

Cover

No way – es passt zum Buch! 😉 Gedeckter als die anderen Cover von Regina Mars und damit perfekt für diese eher düstere Geschichte. Die beiden Jungs sind natürlich Pierre (blond) und Boris (dunkelhaarig).

Fazit

Auch wenn No Way für Fans der Autorin natürlich ein Muss ist, ist der Roman kein typischer Regina Mars. Er ist weniger humorvoll, düsterer, die Figuren sind nicht so lebendig wie in ihren anderen Büchern und in meinen Augen weniger liebenswert. Bereut habe ich die Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, natürlich trotzdem nicht, aber ich denke nicht, dass ich das Buch ein zweites Mal lesen werde. Als Einstieg in die Bücher von Regina Mars würde ich No Way nicht empfehlen, da es sich doch deutlich unterscheidet.

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Sonnengeküsst“ von Regina Mars

Sonnengeküsst von Regina Mars ist … entzückend! <3 Und ganz schnell in den Rang meiner Lieblingsbücher aufgestiegen.

Klappentext

Eine goldige Frohnatur wie Sunny hat keine Feinde. Eigentlich. Na ja, vielleicht gibt es jemanden, den er ein ganz klein wenig blöd findet: Luca, den Kapitän der Fußballmannschaft, dessen einziges Hobby Brüllen zu sein scheint. Dass Luca Sunny für einen erbärmlichen Waschlappen hält, macht die Sache nicht besser. Sie sind viel zu verschieden, um je Freunde zu werden.
Leider werden sie Stiefbrüder.
Und Sunny findet heraus, dass sie mehr gemeinsam haben, als er dachte. Sehr viel mehr. Ist ihre Patchworkfamilie vielleicht doch ein Glücksfall? Ist sein nerviger Stiefbruder netter als es scheint? Mag sein, aber Sunny wird sich ganz bestimmt nicht in ihn verlieben.
Nie.
Auf gar keinen Fall.

 

Zum sonnengeküssten Buch

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus den Augen von Sunny und Luca erzählt.

Als Sunny nach einer Party den Fußballkapitän Luca  vollkommen besoffen im Schnee liegend findet, nimmt er ihn mit nach Hause, damit er nicht erfriert – obwohl er sich vor ihm fürchtet. Dumm gelaufen, denn als Lucas Vater den Jungen abholt, trifft er auf Sunnys Mutter, und das Schicksal nimmt seinen Lauf, denn die beiden alleinerziehenden Elternteile verlieben sich. Und als sei das noch nicht genug, ziehen sie auch noch zusammen. Mit Sunny auf der einen Seite und Luca samt seinen drei Brüdern auf der anderen. Sunny und die vier Geschwister könnten kaum unterschiedlicher sein – Sunny wurde von einer Yoga liebenden, Räucherstäbchen verbrennenden, Wut wegatmenden Mutter erzogen, die Jungs um Luca von einem Vater, der eine Sicherheitsfirma leitet und bei denen ständiges Brüllen zum guten Umgangston und hartes Training frühmorgens fest zur Tagesgestaltung gehört. Eines der beliebtesten Schimpfwörter: Schwuchtel. Sie haben ungefähr gar nichts gemeinsam.

Doch als Sunnys bester Freund aus der Fußballmannschaft der Schule fliegt, bittet der ihn darum, mit Luca zu reden. Sunny kann ihm nichts abschlagen, denn er ist Hals über Kopf in ihn verliebt. Als er die Gunst der Stunde nutzen will, um mit Luca zu reden, während die Patchworkfamilie ohne Luca und ihn zum Essen geht, stolpert er jedoch über seinen Stiefbruder, wie der sich auf einen Porno einen runterholt. Auf einen schwulen Porno.

Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten beschließen die beiden Jungs, miteinander rumzuprobieren und kommen sich nah und näher. Leider ist Sunny jedoch weiterhin in seinen besten Freund verliebt und Lucas Familie darf niemals mitbekommen, dass er schwul ist.

Wenn sich Familie Wolf anschreit, gibt es Text in Großbuchstaben. Was ich normalerweise nicht sonderlich mag, passt hier wirklich gut. Sehr … einprägsam.

Das Hin und Her und die wachsenden Gefühle zwischen Luca und Sunny sind wundervoll beschrieben, ich habe das Buch an einem Rutsch durchgelesen und besonders um Luca immer wieder Angst gehabt. Klingt komisch, ist aber so. Dass er an all dem, was er versteckt, irgendwann zerbricht. Aber es ist ein Regina-Mars-Buch, und die gehen zum Glück immer gut aus.

Die Dreaminess-Skala! *kicher* Viel Spaß damit!

Die Figuren

Sunny ist, was sein Spitzname verrät – ein absoluter Sonnenschein. Wie niedlich kann ein Junge sein? Sein schlimmstes Schimpfwort ist Dummbeutel. Er atmet seine Wut weg (oder versucht das zumindest). Er ist … „unignorierbar“ (wenn es um Luca geht). Und für Lockenköpfe mit zerzausten Haaren habe ich auch eine schwache Stelle. Hach. Was er nicht ist, ist schwach. Er zeigt seine Gefühle, er ist mutig, und für Luca legt er sich sogar mit seiner geliebten Mama an, die er beim Vornamen nennt. Sehr niedlich auch, wie sich Sunny als „Tier“ bezeichnet, weil er die Hände nicht von Luca lassen kann. Und den Mund. Und eigentlich sich komplett.

Luca ist düster, ruppig und seine bevorzugte Kommunikationsform scheint das Schreien zu sein.  Dahinter versteckt er einen Jungen, der mit aller Macht mit seiner Sexualität geheimhalten will, weil er panische Angst vor der Reaktion seiner Familie und in etwas kleinerem Maß vor der seiner Freunde hat. Trotzdem verfällt er Sunny, dem unbekümmerten Sonnenschein, mehr und mehr und beginnt, sich dadurch zu ändern – er wird offener, freundlicher und plötzlich haben nicht mehr alle Angst vor ihm. Sehr ungewohnt für den armen Kerl.

Die Nebenfiguren sind, wie für Regina Mars gewohnt, bunt und gewinnen auch in ihren kleinen Rollen sehr viel Leben. Marianne, Sunnys Mutter mit der unerwarteten Vergangenheit. Aaron Wolf, Lucas grimmigen, aber irgendwie doch warmherzigen Vater – erstaunlich, wie Regina Mars das immer wieder durchblitzen lassen kann. Alina-Lara und Mandy, Sunnys beste Freundinnen. Alex, der beste Freund von Sunny, der mir sofort ab seinem ersten Auftritt unsympathisch war.

Sex & Romance

Gibt es reichlich. Beides. Immerhin entdecken die beiden Jungs zusammen, wie wunderbar Sex ist – und alles, was dazugehört. Es prickelt jedes Mal, wenn die Jungs aufeinander treffen, zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem sie ihre Vereinbarung haben. Kondome gibt es leider immer noch keine, aber dafür Gleitgel. Yay. Dass das eine „erste Mal“ zu Schmerz führt, ist in dem Fall sogar verständlich, das zweite „erste Mal“ ist sanfter. Also auch da bin ich vollauf zufrieden.

Und die Szene im Mondschien ist ja wohl mal Zucker und Feuer pur. <3

Cover

Auch das passt natürlich perfekt, wie immer bei Regina Mars – wer so gut zeichnen kann wie sie, hat da einfach einen Vorteil. 😉 Sunny mit dem Lockenkopf, Luca mit seiner typsch griesgrämigen Miene und seinen zwei unterschiedlichen Augen, die Sunny Tigerauge und Felsenauge nennt. Und passend zum Titel (hehe, Luca ist mehr als nur sonnengeküsst mit seinem Sunny) natürlich in Sonnenfarben.

Fazit

Ein herzerwärmendes, humorvolles, romantisch-prickelndes Buch, das mich mehrfach vor Glück hat seufzen lassen, dass ich in einem Rutsch durchgelesen habe und das mich hat wünschen lassen, es würde noch endlos weitergehen – auch wenn ich froh war, als ich das Ende erreichte. Schließlich wollte ich wissen, wie es ausgeht. Es hat mich eine halbe Nacht Schlaf gekostet.

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Elfenstein“ von Tanja Rast

Elfenstein von Tanja Rast ist ein Gay-Fantasy-Roman um Freiheit, Selbstbestimmung, Liebe (Natürlich!) und Dämonen in vielerlei Gestalten.

Klappentext

Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.

Wieder einmal soll der erfahrene Bergführer Noriv Reisende über das Gebirge leiten. Doch zu dieser Gruppe gehört Terez, ein junger Elf. Aufgewachsen bei einem menschlichen Ziehvater lässt Terez keine Spur der Wildheit erkennen, die man seinem Volk nachsagt – stattdessen Charme und atemberaubende Schönheit. Immer wieder muss Noriv sich ins Gedächtnis rufen, dass der reizvolle Elf unter seinem Schutz steht und damit unberührbar ist. Er kann nicht ahnen, dass Terez sich zu seinem Beschützer ebenso hingezogen fühlt wie umgekehrt. Ein Steinschlag bringt beide einander näher. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse, und Terez muss beweisen, dass in seiner Brust ein wahres Elfenherz schlägt …

Zum Buch & zum Elfenstein

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Noriv und Terez erzählt.

Als der erfahrene Bergführer Noriv angeheuert wird, einen älteren Ratsherren und sein Mündel durch das Gebirge zu begleiten, denkt er zuerst, dass es ein Auftrag wie jeder andere ist. Doch erstaunlicherweise entpuppt sich besagtes Mündel als ein Elf, der nicht nur kaum mit seinem trinkfesten, wilden, kriegerischen Volk vergleichbar ist, sondern auch noch atemberaubend schön. Mit seiner naiven, sanften Art und dem zauberhaften Gesicht nimmt Terez Noriv sofort für sich ein. Dummerweise lassen weder der Ratsherr noch sein Hauptmann es zu, dass die zwei auch nur zwei Sätze miteinander wechseln können, da sie wie besorgte Glucken um Terez herumflattern.

Doch dann trennt ein Steinschlag die beiden von ihrer Truppe, und sie kommen sich rasant näher und näher, obwohl Noriv sich alle Mühe gibt, dem Charme seines Schützlings zu widerstehen. Chancenlos.

Zurück bei ihren Reisegefährten müssen sie ihre aufkeimende Liebe verbergen, denn niemals würde der Ratsherr einer solch niederen Verbindung seines Mündels zustimmen, und zumindest während der gefährlichen Überquerung des Gebirges sollte daher kein Zwist die Gruppe erschüttern. Aber wie der Klappentext schon ankündigt, überschlagen sich dann die Ereignisse, und die LeserInnen werden auf eine atemberaubende Achterbahnfahrt mitgenommen, bei der man beim Lesen regelrecht rast, um zu wissen, wie der Roman ausgeht.

Tanja Rast und Elfen – ein todsicherer Garant, dass ich dieses Buch lieben würde, und tadaaaaaaaa – ich wurde nicht enttäuscht. Es ist mein bisheriger absoluter Liebling der Reihe „Der Magie verfallen“. Die Chemie zwischen den beiden Figuren prickelt und ist von Anfang an vorhanden, die Wendungen kamen überraschend, aber nicht unvorbereitet. Ich liebe die handfesten, kriegerischen Elfen, die mich ein wenig an die Wolfsreiter der Pinis erinnern, aber dann doch vollkommen anders sind. Für meinen Geschmack hätten noch viel mehr davon vorkommen können. *g* Der sanfte Terez, der im Laufe des Buchs selbständiger wird, hat mein Herz ebenso gewonnen wie der ruppige, grummelige Noriv.

Die Bergwelt hat mich vollkommen verzaubert und mich ebenso in ihren Bann geschlagen wie die Handlung und die Figuren. Mit sicheren Strichen gezeichnet, nie überladen mit Beschreibung, aber dennoch klar wird sie zu einem eigenen Charakter, der die Figuren herausfordert, in Gefahr bringt – und ihnen unvergesslich schöne Momente beschert.

Der Elfenstein, so viel sei gesagt, ist eine Art Relikt der Elfen (ach!), doch was es damit auf sich hat, verrate ich nicht. 😉 Glaube mir, das würde dir einen Teil des Lesevergnügens schmälern.

Die Figuren

Noriv ist frei, selbstbewusst, weiß exakt, was er will und lebt danach. Er ist ein wahrer Hüne, groß, stark, muskelbepackt. Er ist grummelig und nicht so recht gut mit Worten, dafür ein guter Bergführer und guter Kämpfer. Und er hat Prinzipien. Sehr zauberhaft, wie er versucht, dem süßen Terez zu widerstehen, denn der ist schließlich in seiner Obhut … und überhaupt …

Terez ist gefangen und erdrückt von der Zuneigung und Sorge seines Ziehvaters, der ihm nichts zutraut, ihn ständig überbehütet und ihn nichts tun lässt, was auch nur einen Hauch von Risiko mit sich bringt. Er ist schmal, zierlich und klein wie alle Elfen, aber durch seinen Tanzunterricht gut trainiert und wendig. Er sehnt sich nach Freiheit, aber hat Angst, seinen Ziehvater zu enttäuschen und zu verletzen. Seine rebellische Seite lebte er bisher nachts aus, wenn er sich heimlich aus seinem wohlbehüteten Zuhause schlich, um Affären zu haben. Doch als er die Freiheit (und Noriv, höhö) schmeckt, will er mehr. Sobald sie die Ebenen erreicht haben.

Sex & Romance

Es prickelt kräftig zwischen Terez und Noriv, obwohl sie zuerst kaum ein Wort miteinander wechseln und sich dank des Ziehvaters nur von Ferne anschmachten können. Doch nach dem Steinschlag kommen sie sich nah und näher, ganz zauberhaft, wie sie einen Schritt nach dem anderen aufeinander zugehen, bis sie schließlich das Lager miteinander teilen. Wie immer bei Tanja Rast wird hier der Vorhang zugezogen, aber das passt – auch wie immer – zu dem Abenteuerroman.

Cover

Das Cover zeigt Noriv, einen muskelbepackten Hünen, vor der Kulisse der Berge, in denen der Roman die meiste Zeit spielt.

Fazit

Ein wunderbarer Abenteuerroman mit Elfen! (Elfen!!) Allein das hat ihm bei mir schon Bonuspunkte verpasst, denn ich liebe Elfen. (Ach, das erwähnte ich bereits? Egal.) Spannend, romantisch in wilder Bergwelt, die ebenso verzaubert wie die Figuren. Die von mir bisher nicht erwähnten Antagonisten hingegen lernt man richtig hassen. Ich hätte sie gerne in kleine Stücke zerfetzt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Funkenflut“ von Regina Mars

Funkenflut von Regina Mars ist Krimi und Internatsgeschichte zugleich, ein Gay-Romance-Roman, in dem Chris – gerade neu ins Internat gekommen – einen rätselhaften Todesfall zu klären versucht.

Klappentext

Windumtoste Klippen, an denen sich mächtige Wellen brechen. Tiefschwarze Nacht. Hoch auf den Felsen thront das Internat Burg Rabenstein. Welches Geheimnis verbirgt das dunkle Gemäuer?
Chris würde es gern herausfinden. Aber kann ein verpeilter Chaot wie er das überhaupt? Er schafft es ja nicht mal, Julien aus dem Weg zu gehen, der zwar ein humorloser Streber ist, aber leider auch verdammt attraktiv …

Ein Mord, ein Rätsel – und ein Kuss, der die Zeit anhält

„Ich werde ihn küssen. Der Gedanke war plötzlich da und ließ mich zusammenzucken. Wenn ich nicht auf der Stelle etwas dagegen unternahm, würde ich Julien küssen, hier im Bus, vor allen. Ich biss mir auf die Lippen, um den Drang zu unterdrücken, aber schon waren unsere Gesichter sich so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte …“

Zum Buch & zur Funkenflut

Perspektive: Ich-Perspektive; der Roman wird komplett aus Chris‘ Sicht erzählt.

Chris ist ein absoluter Versager: Er hat schlechte Noten, keine tolle Freundin und der Gipfel aller Enttäuschungen – er ist schwul. Zumindest finden das seine Eltern. Die wissen das zwar schon seit langer Zeit, doch als sie Chris mit einem Jungen erwischen, schmeißen sie ihn raus. Denn so ein Sohn ist einfach kein Statussymbol. Immerhin aber nicht auf die Straße, sondern in ein Internat. Ein Jungeninternat zu Chris‘ Freude, dummerweise eines, in das auch sein ach so toller Cousin Julien geht. Der dort Schulsprecher ist. Vorzeigekind seiner Eltern, nur tolle Noten, supertolle Freundin, nicht schwul. Und den seine Eltern lieber als Sohn hätten als Chris, den Versager.

Ausgerechnet mit Julien muss sich Chris ein Zimmer teilen. Als sei das nicht genug der Strafe, legt sich Chris gleich mit einer Clique an, die Benni, einen anderen Schüler, mobben; dafür bezieht er kräftig Prügel. Nur kurz darauf macht er sich bei einer anderen Clique unbeliebt, als er Benni auch vor ihnen verteidigt, weil die ihn als „Schwuchtel“ und „Verräter“ mobben. Und zur Krönung erfährt er, dass er alle Sitzplätze, Spinde, den Internatsplatz – und sein Bett in Juliens Zimmer – von einem toten Schüler übernommen hat, der in einer stürmischen Nacht von der Klippe gestürzt ist. Aber ist er wirklich gestürzt? Chris setzt es sich in den Kopf, das Geheimnis um den toten Jungen zu lüften.

Die selbst gestellte Aufgabe ist es, die ihm in der folgenden Zeit ein Ziel und Kraft gibt. Denn irgendwo ziemlich am Anfang sagt Chris, dass das Internat ein „Mobbingproblem“ hätte. Das ist noch milde ausgedrückt. Ich musste beim Lesen einige Male hart schlucken. Besonders eine Szene im Schwimmbad und einige Erinnerungen Bennis fand ich furchtbar.

Abgesehen von diesen Szenen ist Regina Mars‘ Stil gewohnt locker, humorvoll und lebendig. Ich mochte sehr, dass man zwischendurch mit Chris zusammen quasi alle für den Tod des Schülers verantwortlich machen konnte. Ich mochte noch viel mehr, dass Chris seine Liste der Verdächtigen um Namen erweitert, weil er die entsprechenden Personen einfach nicht mag. *g*

Die Szenen zwischen Chris und Benni haben es mir auch sehr angetan. Die beiden freunden sich sehr schnell an – kein Wunder, da Chris so ziemlich der einzige ist, der nett zu Benni ist und umgekehrt. Aber aus Nettigkeit wird einfach ziemlich schnell Freundschaft.

Die Figuren

Chris ist trotz seiner Arschloch-Eltern ein gleichmäßg gut gelaunter, optimistischer Junge; offen und gerade heraus macht er weder aus seinen Abneigungen noch seinem Schwulsein irgendein Geheimnis. Er ist sehr groß, trainiert durch das Schwimme, das er liebt, und isst wahnsinnig gerne. Gleich von Anfang an ist er im Schwimmteam des Internats, so ziemlich das einzige, worin er gut ist. Durch seine Bequemlichkeit und dass er sich im Unterricht schlecht konzentrieren kann (ey, hübsche Jungs sind aber auch einfach spannender!), hat er miserable Noten.

Sein Gerechtigkeitssinn lässt ihn gerne mal erst handeln und dann denken, wodurch er auch mit Benni Freundschaft schließt. Mit seinem Cousin Julien verbindet ihn eine innige Abneigung und Rivalität, denn er bekam den Jungen schon immer als leuchtendes Beispiel vorgehalten, wie er doch bitte zu sein habe. Nur … Julien ist verdammt attraktiv, und im Internat lernt Chris eine andere Seite an ihm kennen. Mit anderen außer ihm ist Julien nämlich kein ätzender Eisklotz, sondern ein netter, warmherziger Junge, der von allen sehr gemocht wird. Als Chris das mehr und mehr bewusst wird und er – allein schon durch die Nähe zu Julien – sich mehr und mehr verliebt, erwacht die titelgebende Funkenflut. Echt, das prickelt.

Julien erscheint so ziemlich als das Gegenteil von Chris mit exorbitant guten Noten ist er Schulsprecher, er ist fleißig und hat eine tolle Freundin, die man (Juliens Eltern) ebenfalls gut herzeigen kann. In Chris‘ Gegenwart ist er arrogant, von oben herab und hin und wieder durchaus ein Arschloch, aber natürlich – man ahnt es bei einem Gay-Romance-Roman schon – ist das zur Hälfte nur Fassade. Juliens Eltern stehen Chris‘ wenig nach, was ihr Verhältnis zum Sohn betrifft, aber sie können ihn vorzeigen. Das macht wohl den wesentlichen Unterschied. Die angesprochene Hälfte der Fassade kommt natürlich daher, dass Julien bis über beide Ohren in Chris verschossen ist und das auf keinen Fall sagen kann. Die andere Hälfte … och, lies das Buch! 😀

Benni ist Zucker. Schmal, zierlich, süß und verschreckt – kein Wunder bei der Vorgeschichte, die er hat. Auch wenn ihn – aus Gründen – die größten Arschlöcher als Schwuchtel bezeichnen, ist er nicht schwul. Im Laufe des Buchs bekommt er eine eigene Romanze, und die ist … blutig? Thihihi. Er ist loyal und entwickelt durch Chris Selbstvertrauen und steht zum Schluss wütend für jemanden ein, der ihm wichtig ist. Ich mag seine Entwicklung und seinen  Nebenstrang supergerne.

Sex & Romance

Es gibt mehrere angefangene Sexszenen, die mich wahlweise haben grinsen lassen, mir ein ungutes Gefühl im Bauch bescherten oder die im Titel erwähnte Funkenflut erweckt haben.

Die vollständige Sexszene, die ich vom schreiberischen wie üblich gut gelungen finde, ist vom Inhalt her nicht meins. Ich stehe nicht auf: „Es tut sehr weh, aber mach trotzdem weiter, weil es so geil ist“. Auch von der Platzierung her fand ich sie nicht gelungen, denn einer der beiden Jungs ist schwer verletzt. Auf mich wirkte sie an der Stelle und in der Ausführung so, als müsste unbedingt noch eine Szene rein, weil man das erwartet, was wirklich schade ist. Safer Sex ist auch keinen Gedanken wert. Weder vorher noch dabei (okay, das kann ich verzeihen) noch nachher.

Die Beziehung an sich entwickelt sich aber wunderbar. Mir gefällt es sehr, wie bei Julien immer wieder trotz seiner Maske gegenüber Chris durchblitzt, wie viel der ihm bedeutet. Ich mag total gern, wie Julien ihn immer wieder beschützt, auf kleinere und größere Arten. Das Prickeln – bedingt durch die Perspektive besonders auf Chris‘ Seite – ist herrlich eingefangen. Man erfährt aber auch, wie Schlüsselszenen von Julien erlebt wurden, durch einen netten Kunstgriff von Regina Mars und eine – man kann es nicht anders sagen – Grenzüberschreitung von Chris. Aber angesichts der Ereignisse und seines Zustands sei ihm das verziehen.

Cover

Never judge a book by it’s cover? Öh, doch. Ich stehe auf tolle Cover, und ich gestehe, dass ich Regina Mars‘ Bücher gerade nach der Reihenfolge durchlese, wie gut mir die Cover gefallen. Alle ihre Cover sind toll, aber manche sind halt einfach toller. 😉 Das hier gehört eindeutig in die Top 3 (neben Verdammt Magisch und Zu ihm). Ich liebe die Farbkombination. Das tiefe Blau: die geheimnisvolle Nacht, das düstere Internat, der schemenhafte (tolle) Junge im Hintergrund – Julien. Dazu die warmen Details: die Haut von Chris, sein blondes Haar, die fliegende Krawatte, die Augen Juliens. Chris‘ Blick. Das Covermotiv hätte ich echt gern als Poster. 😀

Fazit

Ein spannender, romantischer Internatskrimi mit einer süßen, prickelnden, herzergreifenden Liebesgeschichte. Die Entwicklung des Kriminalfalls und die Suche nach dem Mörder ist spannend und wartet mit teilweise überraschenden Wendungen auf, denn irgendwie haben alle ein Motiv – außer Chris, denn der kommt ja erst nach dem Tod ins Internat. 😉 Funkenflut wartet außerdem mit wunderbaren Nebenfiguren auf, die ich schnell ins Herz geschlossen habe, und das Hauptpaar ist natürlich Zucker pur.

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →

Gelesen: „Klosterschatz“ von Tanja Rast

Klosterschatz von Tanja Rast ist ein Gay-Fantasy-Roman um Loyalität, Heldenmut, Unabhängigkeit und Hexerei. (Aufgabe: Welches Wort passt nicht in die Reihe? ;p)

Klappentext

Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.

Schwer verwundet wird der Rebell Torik zusammen mit einer Handvoll Nonnen von den machthungrigen Eroberern gefasst, um in der Hauptstadt als abschreckendes Beispiel hingerichtet zu werden.
Doch während einer Rast in einer Klosterruine erscheint Torik die atemberaubende Fiebervision eines hochgewachsenen, muskulösen jungen Mannes. Verblüffend nur, dass dieses Traumgebilde die Gegner mittels einer Schaufel niedermacht und sich während Toriks Genesung als ein rücksichtsvoller vormaliger Mönch namens Livan entpuppt. Zusammen mit den Nonnen schmieden die beiden ungleichen Männer einen Plan, das Reich von dem Joch der Eroberer zu befreien. Bis Livans dunkle Vergangenheit sie einholt …

Zum Buch & zum Klosterschatz

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Torik und Livan erzählt.

Das Herzogsreich aus Klosterschatz ist kriegsgebeutelt, hat die Kämpfe gegen die Eroberer verloren, die Herzogin ist von den Eindringlingen als Geisel verschleppt worden.

Livan streift herrenlos durch das Land, seit er unehrenhaft aus seinem Heimatkloster geworfen wurde, in dem er als Waisenkind aufgewachsen ist. Er schlägt sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsarbeiten auf Bauernhöfen durch, bis er auf ein verfallenes Kloster stößt. Zu seiner Überrschung ist die Krypta noch nicht geplündert worden. Das erledigt dann gleich er, denn die Toten brauchen keinen Schmuck. (Und er hat seinen Klosterschatz, hihi.) Livan sieht bereits ein Leben vor sich, in dem er nicht mehr von der Hand in den Mund leben muss und die flohverseuchten Strohsäcke gegen saubere Betten eintauschen kann. Sein Plan sieht außerdem vor, sich mit den Eroberern gutzustellen, denn die sind gekommen, um zu bleiben.

Torik ist ein Rebellenhauptmann, der beim Versuch, seine Herzogin zu befreien, in die Hände des Feindes gefallen und schwer verwundet worden ist. Die Soldaten schleppen ihn quer durch das Reich in Richtung Hauptstadt, um ihn dort in einer mehrstündigen Zeremonie grauenhaft hinzurichten. Seine einzige Hoffnung ist, dass er vorher an Wundbrand stirbt. Doch dann werden ein paar Nonnen aufgegriffen, die rebellische Reden gehalten haben sollen. Obwohl er nicht einmal mehr sitzen kann, ist es einfach rührend zu sehen, wie Torik versucht, sich für sie zusammenzureißen. Aber die Nonnen sind ein Glücksfall, denn die alte Mutter Venia versteht sich auf Kräuterheilkunde. Als der Trupp Rast in einer verfallenen Klosteruine macht, kümmert sie sich um Torik.

Natürlich ist das dieselbe Ruine, die Livan gerade plündert. Livan gelingt es, durch das Moment der Überraschung, Taktik und Körperkraft die Soldaten auszuschalten und Torik und die Nonnen zu befreien. Zwischen Livan und Torik ist es Liebe auf den ersten Blick. Von Fieber geschüttelt macht Torik Livan sogleich ein mehr als eindeutiges Angebot, denn er hält ihn für eine von der Göttin geschickte Sagengestalt: die Kriegsschaufel – äh, pardon – den Kriegshammer der Anide. Livan ist sehr davon angetan, denn er findet den kleinen Rebellen zum Anbeißen. Aber Fieber, Wunden und Ehrgefühl halten ihn davon ab, auf dieses Angebot einzugehen.

Die Gruppe lässt die bewusstlosen Soldaten hinter sich und macht sich auf die Flucht. Livans Ziel: die Nonnen  in ein sicheres Kloster zu bringen und dann zu erkunden, wie ernst Torik sein Angebot gemeint hat. Toriks Ziel: wieder einsatzfähig werden, die Nonnen in ein sicheres Kloster bringen und Livan in sein Bett. Das Ziel der Nonnen: … das werde ich jetzt nicht spoilen.

Die Nonnen sind klasse, allesamt. Mutter Venia hat drei Jungnonnen unter ihre Fittiche genonnen und ist General und Feldwebel der kleinen Gruppe. Die jungen Frauen sind nur auf den ersten Blick naiv und hilflos.

Als LeserIn begleitet man die Gruppe auf ihrer Flucht sowie Torik und Livan, wie sie einander näherkommen und unvermeidlich mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Zielen im Leben auch miteinander kollidieren.

Was mich ein wenig gestört hat, war der Fakt, dass die beiden Männer nicht (wie im Klappentext ausgeführt) planen, ihr Reich vom Joch der Eroberer zu befreien. Das Moment, das dies im Endeffekt ermöglicht, ist Zufall und kommt ein wenig als „Oh hoppla“ daher. Mir hätte es besser gefallen, wenn ihnen dieses Moment nicht nebenbei im Rahmen einer anderen Aktion, die nichts damit zu tun hatte, in den Schoß gefallen wäre, sondern wenn sie dafür hätten arbeiten müssen. Planen. Aber dann wäre das Buch vermutlich deutlich länger geworden oder hätte einen Zweiteiler ergeben.

Stört es den Lesegenuss? Nein, in keiner Weise. Auch mit diesem Hakeln, das du ganz anders empfinden kannst, liest es sich flüssig und spannend und romantisch in einem durch. Ich habe die Geschichte um Livan und Torik sehr genossen.

Die Figuren

Livan ist ein ehemaliger Klosterbruder, riesengroß, breitschultrig, dunkle Brummelstimme und in Toriks Augen so gut aussehend, dass er als Gesandter der Göttin Anide durchgeht. Auch wenn Livan sehr wehrhaft ist und mit seiner treuen Schaufel gut kämpfen kann, ist er ein sanfter, fürsorglicher Mann. Auf den ersten Blick verguckt er sich in den kleinen Rebellen, der ihm dieses reizende und nahezu unwiderstehliche Angebot macht. Seine siegreich ausgetragenen Kämpfe mit sich selbst, um Toriks Fieber nicht auszunutzen, sind einfach nur niedlich. Von Klosteroberen hält er gar nichts, aber die Nonnen kann er auf keinen Fall im Stich lassen.

Torik ist klein, drahtig, durchtrainiert, ein Hauptmann und Soldat, dem Reich und der Herzogin treu ergeben. Er ist sehr pflichtbewusst und loyal und im Fieberwahn einfach entzückend niedlich, wenn er sich nicht gerade vor Schmerzen windet. Sobald er wieder auf den Beinen steht sowie in Gefahrensituationen kommt sofort der strategische Soldat durch, der ohne zu zögern das Kommando ergreift.

Die Nonnen – Mutter Venia und die Schwestern Pelev, Meni und Dasea – sind für mehr als eine Überraschung gut. Gerade in Mutter Venia habe ich mich sehr verliebt, den alten Feldwebel.

Sex & Romance

Das Buch ist eine einzige, romantische Szene (mit bisweilen prickelnder Erotik) mit Unterbrechnungen. 😉 Als LeserIn bekommt man in dem Roman für Tanja Rast ungewöhnlich viel Hurt&Comfort geboten, und zwar auf die bezauberndste Art und Weise. Livan und Torik schaffen es zwar ziemlich zu Beginn schon mal zusammen ins Bett. Doch das ist mehr Versuchung für den armen Livan als funkensprühendes Geplänkel, denn Torik ist viel zu schwach und krank für alles (was Torik nicht so ganz bewusst zu sein scheint *g*). Einmal gegen Ende des Buches dürfen sie dann endlich; der Vorhang fällt, bevor es zur Sache geht.

Cover

Livan. Nomz. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt, aber das ist meiner Fantasie geschuldet nicht der Beschreibung im Buch. In der Klosterruine vom Anfang des Buchs. Tanja Rast hat die Bilder ausgewählt, also kann es nur nah dran sein.

Fazit

Ein spannender, romantischer Fantasyroman, Hurt&Comfort fürs Herz, mit Hexenkraft, die wunderbar ist und – eher ungewöhnlich für Gay Romance – mehreren starken Frauenfiguren. Ein Buch, das man bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen mag, das einen dann aber mit einem zufriedenen Seufzen zurücklässt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

Weiterlesen →