Gelesen: „Klosterschatz“ von Tanja Rast

Klosterschatz von Tanja Rast ist ein Gay-Fantasy-Roman um Loyalität, Heldenmut, Unabhängigkeit und Hexerei. (Aufgabe: Welches Wort passt nicht in die Reihe? ;p)

Klappentext

Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.

Schwer verwundet wird der Rebell Torik zusammen mit einer Handvoll Nonnen von den machthungrigen Eroberern gefasst, um in der Hauptstadt als abschreckendes Beispiel hingerichtet zu werden.
Doch während einer Rast in einer Klosterruine erscheint Torik die atemberaubende Fiebervision eines hochgewachsenen, muskulösen jungen Mannes. Verblüffend nur, dass dieses Traumgebilde die Gegner mittels einer Schaufel niedermacht und sich während Toriks Genesung als ein rücksichtsvoller vormaliger Mönch namens Livan entpuppt. Zusammen mit den Nonnen schmieden die beiden ungleichen Männer einen Plan, das Reich von dem Joch der Eroberer zu befreien. Bis Livans dunkle Vergangenheit sie einholt …

Zum Buch & zum Klosterschatz

Perspektive: 3. Person; der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Torik und Livan erzählt.

Das Herzogsreich aus Klosterschatz ist kriegsgebeutelt, hat die Kämpfe gegen die Eroberer verloren, die Herzogin ist von den Eindringlingen als Geisel verschleppt worden.

Livan streift herrenlos durch das Land, seit er unehrenhaft aus seinem Heimatkloster geworfen wurde, in dem er als Waisenkind aufgewachsen ist. Er schlägt sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsarbeiten auf Bauernhöfen durch, bis er auf ein verfallenes Kloster stößt. Zu seiner Überrschung ist die Krypta noch nicht geplündert worden. Das erledigt dann gleich er, denn die Toten brauchen keinen Schmuck. (Und er hat seinen Klosterschatz, hihi.) Livan sieht bereits ein Leben vor sich, in dem er nicht mehr von der Hand in den Mund leben muss und die flohverseuchten Strohsäcke gegen saubere Betten eintauschen kann. Sein Plan sieht außerdem vor, sich mit den Eroberern gutzustellen, denn die sind gekommen, um zu bleiben.

Torik ist ein Rebellenhauptmann, der beim Versuch, seine Herzogin zu befreien, in die Hände des Feindes gefallen und schwer verwundet worden ist. Die Soldaten schleppen ihn quer durch das Reich in Richtung Hauptstadt, um ihn dort in einer mehrstündigen Zeremonie grauenhaft hinzurichten. Seine einzige Hoffnung ist, dass er vorher an Wundbrand stirbt. Doch dann werden ein paar Nonnen aufgegriffen, die rebellische Reden gehalten haben sollen. Obwohl er nicht einmal mehr sitzen kann, ist es einfach rührend zu sehen, wie Torik versucht, sich für sie zusammenzureißen. Aber die Nonnen sind ein Glücksfall, denn die alte Mutter Venia versteht sich auf Kräuterheilkunde. Als der Trupp Rast in einer verfallenen Klosteruine macht, kümmert sie sich um Torik.

Natürlich ist das dieselbe Ruine, die Livan gerade plündert. Livan gelingt es, durch das Moment der Überraschung, Taktik und Körperkraft die Soldaten auszuschalten und Torik und die Nonnen zu befreien. Zwischen Livan und Torik ist es Liebe auf den ersten Blick. Von Fieber geschüttelt macht Torik Livan sogleich ein mehr als eindeutiges Angebot, denn er hält ihn für eine von der Göttin geschickte Sagengestalt: die Kriegsschaufel – äh, pardon – den Kriegshammer der Anide. Livan ist sehr davon angetan, denn er findet den kleinen Rebellen zum Anbeißen. Aber Fieber, Wunden und Ehrgefühl halten ihn davon ab, auf dieses Angebot einzugehen.

Die Gruppe lässt die bewusstlosen Soldaten hinter sich und macht sich auf die Flucht. Livans Ziel: die Nonnen  in ein sicheres Kloster zu bringen und dann zu erkunden, wie ernst Torik sein Angebot gemeint hat. Toriks Ziel: wieder einsatzfähig werden, die Nonnen in ein sicheres Kloster bringen und Livan in sein Bett. Das Ziel der Nonnen: … das werde ich jetzt nicht spoilen.

Die Nonnen sind klasse, allesamt. Mutter Venia hat drei Jungnonnen unter ihre Fittiche genonnen und ist General und Feldwebel der kleinen Gruppe. Die jungen Frauen sind nur auf den ersten Blick naiv und hilflos.

Als LeserIn begleitet man die Gruppe auf ihrer Flucht sowie Torik und Livan, wie sie einander näherkommen und unvermeidlich mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Zielen im Leben auch miteinander kollidieren.

Was mich ein wenig gestört hat, war der Fakt, dass die beiden Männer nicht (wie im Klappentext ausgeführt) planen, ihr Reich vom Joch der Eroberer zu befreien. Das Moment, das dies im Endeffekt ermöglicht, ist Zufall und kommt ein wenig als „Oh hoppla“ daher. Mir hätte es besser gefallen, wenn ihnen dieses Moment nicht nebenbei im Rahmen einer anderen Aktion, die nichts damit zu tun hatte, in den Schoß gefallen wäre, sondern wenn sie dafür hätten arbeiten müssen. Planen. Aber dann wäre das Buch vermutlich deutlich länger geworden oder hätte einen Zweiteiler ergeben.

Stört es den Lesegenuss? Nein, in keiner Weise. Auch mit diesem Hakeln, das du ganz anders empfinden kannst, liest es sich flüssig und spannend und romantisch in einem durch. Ich habe die Geschichte um Livan und Torik sehr genossen.

Die Figuren

Livan ist ein ehemaliger Klosterbruder, riesengroß, breitschultrig, dunkle Brummelstimme und in Toriks Augen so gut aussehend, dass er als Gesandter der Göttin Anide durchgeht. Auch wenn Livan sehr wehrhaft ist und mit seiner treuen Schaufel gut kämpfen kann, ist er ein sanfter, fürsorglicher Mann. Auf den ersten Blick verguckt er sich in den kleinen Rebellen, der ihm dieses reizende und nahezu unwiderstehliche Angebot macht. Seine siegreich ausgetragenen Kämpfe mit sich selbst, um Toriks Fieber nicht auszunutzen, sind einfach nur niedlich. Von Klosteroberen hält er gar nichts, aber die Nonnen kann er auf keinen Fall im Stich lassen.

Torik ist klein, drahtig, durchtrainiert, ein Hauptmann und Soldat, dem Reich und der Herzogin treu ergeben. Er ist sehr pflichtbewusst und loyal und im Fieberwahn einfach entzückend niedlich, wenn er sich nicht gerade vor Schmerzen windet. Sobald er wieder auf den Beinen steht sowie in Gefahrensituationen kommt sofort der strategische Soldat durch, der ohne zu zögern das Kommando ergreift.

Die Nonnen – Mutter Venia und die Schwestern Pelev, Meni und Dasea – sind für mehr als eine Überraschung gut. Gerade in Mutter Venia habe ich mich sehr verliebt, den alten Feldwebel.

Sex & Romance

Das Buch ist eine einzige, romantische Szene (mit bisweilen prickelnder Erotik) mit Unterbrechnungen. 😉 Als LeserIn bekommt man in dem Roman für Tanja Rast ungewöhnlich viel Hurt&Comfort geboten, und zwar auf die bezauberndste Art und Weise. Livan und Torik schaffen es zwar ziemlich zu Beginn schon mal zusammen ins Bett. Doch das ist mehr Versuchung für den armen Livan als funkensprühendes Geplänkel, denn Torik ist viel zu schwach und krank für alles (was Torik nicht so ganz bewusst zu sein scheint *g*). Einmal gegen Ende des Buches dürfen sie dann endlich; der Vorhang fällt, bevor es zur Sache geht.

Cover

Livan. Nomz. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt, aber das ist meiner Fantasie geschuldet nicht der Beschreibung im Buch. In der Klosterruine vom Anfang des Buchs. Tanja Rast hat die Bilder ausgewählt, also kann es nur nah dran sein.

Fazit

Ein spannender, romantischer Fantasyroman, Hurt&Comfort fürs Herz, mit Hexenkraft, die wunderbar ist und – eher ungewöhnlich für Gay Romance – mehreren starken Frauenfiguren. Ein Buch, das man bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen mag, das einen dann aber mit einem zufriedenen Seufzen zurücklässt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

Spoiler. Ich meine das ernst. Wenn du auf Überraschungen stehst, geh weg, bis du das Buch nicht gelesen hast. Husch!

Immer noch hier? Okay, dann mache ich weiter. 😀

Die Nonnen: Mutter Venia ist keine Mutter, und die drei Schwestern sind keine Schwestern. Venia hat Heilkräfte, und allein dafür liebe ich sie schon. Ich habe eine sehr große Schwäche für HeilerInnen. Die Szene, in der die kleine Gruppe von Soldaten aufgegriffen wird, liebe ich – plötzlich flammt Feuer … okay, es flämmelt eher im strömenden Regen, aber egal. Ich liebe es!

Was ich auch sehr, sehr, sehr liebe ist die Szene, in der Torik, zwei der Mädels und Venia gefangen sind und Livan und Meni stolzieren als Hauptmann und Gefangene ins Lager, um sie zu befreien. Und kaum sind die Frauen raus – BÄM! Magie! Feuerstürme! Hach! *glitzernde Augen hat*

Livan ist Nichtschwimmer, der Arme! Und natürlich landen er und Torik in einem Fluss.

Ich mag den Kreis, den Tanja Rast mit Livan und Torik schließt. Erst ist Torik derjenige, der mit einer Bauchwunde fast krepiert (und ja, das Wort trifft es). Am Ende des Romans wird Livan niedergestochen. Und beide werden sie von Venia gerettet.