Gelesen: „Verdammt Magisch“ von Regina Mars

Cover zu "Verdammt Magisch" von Regina MarsVerdammt Magisch von Regina Mars ist ein Gay-Romance-Roman, der zwar eindeutig dem Genre Fantasy angehört, aber doch mit einigen Besonderheiten aufwartet.

Klappentext

Norman, Magieschüler und Hobbyschläger, beginnt sein Studium an der Arkanen Universität in Løbago. Endlich kann er der größte Magier aller Zeiten werden! Er wird knochenschmelzende Feuerstürme beschwören, tödliche Eisregen erzeugen und zu einem absolut erstklassigen Helden werden!
Doch nichts läuft wie geplant. Und warum muss er sich ausgerechnet ein Zimmer mit Heimfried teilen? Einem schüchternen Schwächling, der sich kaum traut, seine magische Kraft anzuwenden?
Kann Norman sich mit ihm zusammenraufen? Kann aus Verachtung Freundschaft werden … oder sogar noch mehr?

Zum Buch & der „Verdammt Magisch“en Welt

Perspektive: 3. Person, der Roman wird komplett aus Normans Perspektive erzählt.

Die Welt von Verdammt Magisch ist erfrischenderweise nicht ans Mittelalter angelehnt, sondern hat sich bereits in die industrielle Revolution vorgewagt. Es gibt Automobile – wenngleich auch nicht viele – Gewehre, Elektrizität. Und gleichzeitig gibt es das, was man an Fantasy so liebt: Magie, Monster, Kämpfe. Es gibt klare Hierarchien mit Adel und Pöbel. Es gibt Korruption. Oh ja. Es gibt Dreck.

Es ist keine mitteleuropäisch-englische Welt, sondern eine, die allein schon von den Namen her eher nordischer ist. Zweimal im Jahr werden die Städte des Reichs von Lawinen an Monstern überrollt. Verdammt Magisch widmet sich der kalten Jahreszeit und damit den Eismonstern aus dem Norden, womit ich mich auch gleich nordisch-kalt gefühlt habe. Häufig verbindet man mit dem Norden ja auch kämpferische Frauen (Wikinger anyone?), und olla, die gibt es reichlich. Frauen und Männer sind zwar nicht überall gleichberechtigt (wehe du steigst im Flussreich von der falschen Seite aufs Pferd!), aber unter Magiern sind sie dann doch verhältnismäßig ebenbürtig; Regina Mars hat zudem sehr viele (tolle) Nebenrollen mit Frauen aller Couleur gefüllt.

Das System der Magie gefällt mir sehr gut und ist für einen Gay-Romance-Roman einfach perfekt. Um Magie auszuüben, braucht es zwei Parteien. Einmal die Katalysatoren – das sind die, die aus der Luft die Magie aufsaugen und umwanden (und die kein wirklich großes Ansehen genießen). Und es gibt die Motoren, die ihre Magie von den Katalysatoren beziehen und sie dann nutzen können. In gewisser Weise sind die Motoren die Show-Offs, die den coolen Kram machen und damit zumindest in den Kreisen, in denen die Hauptfigur Norman verkehrt, die „wahren Helden“ sind. Gerade zu Beginn der magischen Karriere ist es von Vorteil, wenn Motor und Katalyastor sich gut verstehen, damit der Magieaustausch gut funktioniert.

Was Verdammt Magisch ebenfalls auszeichnet, ist der Humor. Viele Figuren sind herrlich überspitzt, aber auch Normans Sicht der Dinge oder Heimfrieds Kommentare haben mich oft zum Lachen gebracht. Außerdem: Es gibt Groschenromane! Und ein supertolles Theaterstück. ;p Ich liebe den Schreibstil von Regina Mars.

Die Figuren

Ich habe keine fünf Seiten gebraucht, um ich in die Figuren zu verlieben. Und zwar restlos alle. Wenn ich nicht direkt in die Figur verliebt war, dann zumindest in ihre Umsetzung.

Norman ist derjenige, durch dessen Augen die LeserInnen die Geschichte verfolgen. Groß, breitschultrig und stark ist er genau das, was man in einem Gay-Romance-Roman erwartet – wäre da nicht sein Gesicht, das im Gegenzug zum klassischen GR-Helden eher einer roh geformten Masse Hackfleisch gleicht. Dazu kommt Norman aus der Unterschicht und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, durchaus auch unflätig und vulgär. Ich bin kein Fan von Obszönitäten und vulgärer Sprache, doch Regina Mars schafft es, dass Norman authentisch und witzig rüberkommt, ohne abzuschrecken. Außerdem hat er das Herz am rechten Fleck, ist mutig (was nicht heißt, dass er keine Angst hat) und großkotzig, unglaublich begeisterungsfähig und enthusiastisch, wenn es um Dinge geht, die ihm am Herzen liegen, und … unglaublich süß in Heimfrieds Gegenwart, und zwar von Anfang an, obwohl er erst einmal die Nase über ihn rümpft.

Heimfried ist das genaue Gegenteil von Norman: schlank, zierlich bis mager, schwach, weinerlich , hat vor allem Angst. Er ist blond, wohlfrisiert, wohlgekleidet und jüngster Spross eines Adelhauses, der nie für sich selbst sorgen oder einstehen musste (oder konnte). Und was in der Auflistung erst mal sehr abschreckend wirkt, ist in Persona … Himmel hilf! … ein unglaublich niedlicher junger Mann, der im Laufe der Geschichte eine enorme Wandlung durchmacht, ohne sich selbst zu verlieren. Ich hätte ihn beständig knuddeln und wuddeln mögen. Er findet seinen Mut besonders, wenn es um Norman geht und wächst dann regelmäßig über sich hinaus.

Unter den Nebenfiguren finden sich ebenfalls wunderbare Menschen. Regina Mars versteht es, sie zum buntem, vielfältigen Leben zu erwecken, ohne den Fokus von Norman und Heimfried zu nehmen. Meine Lieblinge sind Eterna und Gudrun.

Sex & Romance

Gibt es. Beides.  Mehrere Sexszenen, und romantisch ist es irgendwie immer, wenn Norman und Heimfried zusammen sind. Nicht immer im klassischen Sinne romantisch, sondern oft genug sehr humorvoll romantisch. Ich habe unheimlich oft lachen müssen.

Cover

Regina Mars zeichnet ihre Cover selbst, und das merkt man natürlich unter anderem daran, dass sie perfekt passen. Auf dem Cover sind nicht irgendwelche gesichtslosen Figuren, sondern Norman und Heimfried, perfekt eingefangen als bibbernder Motor und grummeliger Katalysator. Außerdem liebe ich den Zeichenstil. Nothing more to say.

Fazit

Ein wunderbar humorvolles, lebendiges Fantasy-Spektakel mit Happy End, das Figuren enthält, die ans Herz wachsen, ein paar kleine Storytwists, guten Kämpfen und sowohl erotischen Szenen als auch rührend-romantischen Sequenzen fürs Herz. Ich habe mich in die Welt und die Figuren Hals über Kopf verliebt und hoffe, dass uns Regina Mars noch mehr Geschichten in diesem Universum gönnt – vielleicht sogar mit Norman und Heimi in Nebenrollen.

 

Hinter dem Cut geht’s weiter mit Spoilern.

Nicht sonderlich spoilerig (siehe Cover) ist noch die Tatsache, dass Norman und Heimfried genau umgekehrt zu Motor und Katalysator werden, als es so ziemlich alle erwarten, denn eigentlich sind die Motoren die rauen Starken und die Katalysatoren die zurückhaltenden Vorsichtigen. Aber alleine das verleiht dem Roman schon eine wunderbare Dynamik.

Jetzt kommen wir zu den richtigen Spoilern. Also wenn du dich vom Ende überraschen lassen willst, hörst du jetzt auf zu lesen.

Jetzt.

Ernsthaft. Ich verrate gleich, wie das Buch ausgeht. Also stopp, geh weg, wenn du das nicht wissen willst.

Du hast es so gewollt. 🙂

Ich LIEBE das Ende! *streut Herzchenkonfetti en masse* Es ist ein Happy End, wie ich es mir immer wünsche. Alle sind glücklich, wirklich alle, auch die, von denen man es mit Bissen im Herzen nicht erwartet hat. Mir hat besonders das Detail mit dem verzweifelten Motor und seinem Katalysator gefallen. HACH!

Und es gibt zudem noch einen Epilog mit sieben Jahren später, der verrät, dass Norman und Heimfried immer noch glücklich und verliebt zusammen sind. HACH!