Gelesen: „Ehebrecher“ von Regina Mars

Ehebrecher von Regina Mars hat mir entgegen meiner Vorbehalte derart viel Spaß gemacht, dass der Roman in meine Top 5 von Regina aufgestiegen ist.

Klappentext

Liebe passt nicht in seine Pläne. Seit seine Adoptivmutter starb, ist es Gabriels einziger Lebensinhalt, ihr Vermögen zusammenzuhalten.

Bis Vin in sein Leben tritt. Der ist der Bruder der Betrügerin, die Gabriels Bruder heiraten will: tätowiert, muskulös, gefährlich … und unglaublich heiß. Außerdem haben sie ein gemeinsames Ziel, also steht einer Zusammenarbeit nichts im Wege, oder?

Vin muss verhindern, dass seine Schwester nur des Geldes wegen einen windigen Volksmusik-Moderator heiratet. Selbst, wenn dessen Bruder aussieht wie ein Superschurke und Vin schon immer eine Schwäche für Superschurken hatte. Aber vielleicht kann Gabriel ihm helfen, die Ehe zu verhindern? Und vielleicht können sie eine harmlose, kleine Affäre miteinander haben?

Doch wenn Gabriel und Vin beteiligt sind, bleibt nichts harmlos oder klein. Und schon bald sind sie gefangen in einem Wirbelsturm aus Intrigen, Mordanschlägen und der größten Gefahr von allen: der Liebe.

Zum Buch

Perspektive: 3. Person; „Ehebrecher“ wird abwechselnd aus der Perspektive von Vin und Gabriel erzählt, an (ich meine) zwei Stellen kommen auch zwei andere Figuren zu Wort.

Vin wohnt mit seiner Schwester und seiner krebskranken Oma in einer winzigen Zwei-Zimmer-Wohnung. Auch wegen der Therapie reicht das Geld eigentlich vorne und hinten nicht, daher fasst die Schwester einen Plan – sie wird Bastian Schaller, den bekannten Volksmusiker, heiraten und ihnen allen eine bessere Zukunft ermöglichen. Problem für Vin: Sie liebt den windigen Kerl nicht, und deswegen muss er sie vor ihren eigenen Plänen beschützen.

Gabriel, Bastians Adoptivbruder, hält das Vermögen seiner Mutter zusammen und passt gleichzeitig auf seinen blauäugigen Bruder und seinen Adoptivater auf, der seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren immer noch von Trauer zerfressen ist. Die Hochzeit will er mit allen Mitteln verhindern, denn wenn er sich bei einem sicher ist, dann dass die Auserwählte von Bastian eine skrupellose Frau und nur hinter Bastians Geld her ist.

Auf einem Abendessen zur Familienzusammenführung der beiden Seiten treffen Vin und Gabriel aufeinander – und sofort fliegen die Funken. Ach, was sage ich – da fliegt eine ganze Feuerwerksfabrik. Die beiden landen im Bett (mehr oder weniger) und beschließen danach, dass sie zusammenarbeiten sollten, um die Hochzeit zu verhindern und ihr jeweiliges Geschwister vor sich selbst zu schütten. Wenn sie derweil eine Affäre haben – und nicht mehr, jawohl! – dann schadet das auch nicht.

Und als wäre das alles noch nicht genug, häufen sich mit einem Mal seltsame Unfälle, die Gabriel nur zu schnell das Leben kosten könnten. Und Vin, denn wo Gabriel ist, ist Vin sehr schnell nicht mehr fern.

Soweit zum Inhalt.

Ich hatte nach dem Klappentext und dem Cover eine andere Geschichte erwartet, als ich sie im Endeffekt bekommen habe, und darum bin ich froh. Ich liebe „Ehebrecher“! Gabriel sieht auf dem Cover aus wie ein Mafioso, Vin wie ein Schlägertyp, und das Thema einer zerstörten Ehe hat mich auch nicht gerade gelockt. Das Cover ist spot-on, die Zusammenarbeit der beiden läuft wirklich darauf hinaus, die geplante Ehe zu verhindern.

Und trotzdem … trotzdem ist alles warm und richtig und herrlich. Beide wollen ihr jeweiliges Geschwister beschützen, in Vins Fall die Schwester vor sich selbst, in Gabriels Fall den Bruder vor einer Heiratsschwindlerin. Auch die Motive der Schwester sind nicht so kalt, wie sie klingen. Sie will ein besseres Leben für die, die sie liebt, und gerade im Fall der kranken Oma hat sie da nicht mehr viel Zeit, denn allein ihre finanzielle Situation hindert sie schon daran, die Oma zu einem lebensrettenden Aufenthalt in einer Privatklinik zu stecken.

Vin und Gabriel sind … Zucker ist irgendwie das falsche Wort, obwohl es dann doch wieder passt. Vin steht auf „bad boys“ und Gabriel passt genau in sein Beuteschema, ohne wirklich „bad“ zu sein. Und Gabriel fällt fast tot um, als er Vin das erste Mal sieht – einen Gott, keinen geleckten Adonis, sondern einen Kriegsgott. Sie sind einfach wunderbar zusammen und sie verbindet mehr, als sie zuerst ahnen.

Wie Regina Mars die Fäden verknüpft, Mordanschläge und Liebe einwebt, hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Die Figuren

Vin ist riesig, muskelbepackt, glatzköpfig, tätowiert, vernarbt – ein Mann, vor dem sich jeder fürchtet, auch seine Patienten, die er als Krankenpfleger betreut. Das Äußere steht in absolutem Kontrast zu dem, wie er ist – warmherzig, total romantisch, liebevoll (und einem Männergeschmack, der ihm immer wieder mal das Herz bricht). Er steht total auf Gabriels Bösewicht-Aura und hat, im Gegensatz zu allen möglichen Leuten, kein Stück Angst vor ihm. Wie auch, wenn er sofort zu einem Pfützchen schmilzt, wenn Gabriel böse schaut.

Gabriel ist eiskalt, berechnend, eine (nicht wirklich graue) Präsenz im Hintergrund seines allseits beliebten, goldenen Bruders, der ihn managt und dafür sorgt, dass keiner seiner Familie zu nahe tritt. Doch natürlich ist das nur ein Teil seiner Persönlichkeit, den er seit langer Zeit als Maske vor sich herträgt. Seine Adoptivmutter hat ihn aus einer total kaputten Familie rausgeholt, und Gabriel hat sie sehr geliebt. Als ihr Segelflugzeug abgestürzt ist, war es Gabriel, der dabei war. Und Gabriel, der überlebt hat, weil sie ihn zum zweiten Mal rettete. Es ist einfach herzerwärmend, wie sich Vin hinter die Maske arbeitet und die beiden zusammenfinden.

Die Nebenfiguren sind lebendig wie immer – der koksende, blauäugige Volksmusikerbruder Bastian, Gabriels schwermütiger Adoptivvater, Vins Schwester, die tut, was sie kann, um ihre Familie zu retten, und die wunderbare, schnodderschäuzige, romantische, handfeste Omi.

Sex & Romance

Feuerfunkenflammensprühend. Besonders hat mir gefallen, dass Gabriel noch keinen Mann an seinen Hintern gelassen hat, weil es einfach nicht ging – zu verspannt und verkrampft, aber als er Vin mehr und mehr vertraut und sie sich mehr und mehr näherkommen und … hachmach! Romantische Szenen gibt es auch reichlich, so richtig was für mein Herz.

Cover

Passt wie die Faust aufs Auge und ist trotzdem genauso irreführend wie das Äußere der beiden Hauptfiguren. Vin sieht aus wie ein Schläger. Gabriel sieht aus wie ein Mafioso. Das greift die Geschichte auch oft herrlich auf. Trotzdem hat es zusammen mit dem Titel dazu geführt, dass ich das Buch als eines der letzten von Regina Mars gelesen habe (ich rezensiere nicht in Reihenfolge, falls sich jemand fragt *g*). Zu absolut Unrecht, denn Ehebrecher ist ein toller Roman!

Fazit

Ein spannender Roman mit ungewöhnlichen und unheimlich liebenswerten Figuren, der Krimielemente mit einer tollen, heißen Liebesgeschichte verbindet. Regina würzt „Ehebrecher“  auch wieder mit sehr viel Humor, Romantik und einem tollen Happy End, das keine Wünsche offen lässt.

 

Spoiler hinter dem Cut.

Noch mal zu den romantischen Szenen – die Heulbojenszene ist eine meiner liebsten. HACHMACH! *zerfließt zu einem rosafarbenen Pfützchen*